Wiener Nordbahnhof setzt auf Online-Überwachung seiner Hebeanlagen
Mit rund 25.000 Liegenschaften, 5.000 Gebäuden und über 1.000 Bahnhöfen und Haltestellen gehören die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zu den größten Immobilieneigentümern der Alpenrepublik. Etwa 760 gut ausgebildete Fachkräfte halten die Infrastruktur rund um die Uhr funktionsbereit. Für Unterstützung bei der Absicherung der neuralgischen Abwasserentsorgung in den Bahnhöfen sorgen webbasierte Services, die im Wiener Nordbahnhof „Praterstern“ erfolgreich laufen. Sowohl die Pumpen wie auch die Vernetzungsinfrastruktur stammen von Wilo. Der 2008 vollständig umgebaute Komplex bietet Reisenden ein angenehmes Ambiente, das nicht zuletzt auch die sanitären Einrichtungen miteinschließt. Um höchstmögliche Effizienz, Betriebssicherheit und Leistungsfähigkeit zu garantieren, entschied sich die ÖBB in eine neue Hebeanlage „EMUport“ von Wilo.
Bahnhofstoiletten - eine besondere Herausforderung
„Zutrittssysteme, Reinigungskräfte und Aufsichtspersonal können zwar die äußerliche Qualität von Sanitäranlagen aufrechterhalten, aber auch die Funktion muss gesichert sein“, erläutert Andreas Coufal vom Wiener Technikmanagement der ÖBB den Hintergrund. Und das ist in stark frequentierten öffentlichen Sanitärbereichen ist die Funktion der selbigen nicht immer einfach zu gewährleisten: Auf der Toilette entledigen sich die Nutzer schon mal diverser Gegenstände, die die Abwasserpumpen außer Betrieb setzten können. Mit entsprechend unangenehmen Begleiterscheinungen für die folgenden Besucher. „Wir mussten in der Vergangenheit mehrere Reparatureinsätze pro Woche fahren, um die Pumpen von den Feststoffen zu befreien“, so Coufal.
Feststofftrennung zum Schutz der Pumpen
Die Wilo-Hebeanlage „EMUport“ brachte eine erhebliche Entlastung bei der Verstopfungshäufigkeit. Denn schon im neu erbauten Hauptbahnhof von Wien sichern 21 „EMUports“ die Abwasserentsorgung erfolgreich ab. „Auf die guten Erfahrungen aufbauend haben wir uns auch im Bahnhof ‚Praterstern‘ für dieses Feststofftrennsystem entschieden“, so Coufal.
In dem von Wilo entwickelte Prinzip der Feststofftrennung gelangt das zulaufende Abwasser zunächst in einen Behälter, wo ein Gitter die Feststoffe zurückhält. Das so vorgereinigte Abwasser fließt durch die ruhende Pumpe weiter und wird in einem Reservoir aufgefangen. Sobald ein vordefinierter Füllstand erreicht ist, fördert die Pumpe das Abwasser aus dem Reservoir zurück in den Feststoffbehälter. Von dort heraus werden die Feststoffe über die Druckleitung in das Kanalnetz transportiert. Die Anlage verfügt über zwei Feststofftrennkammern und Pumpen. Sie laufen im Wechsel, bei einer Störung oder Wartung hingegen im ständigen Betrieb, sodass eine nahezu unterbrechungsfreie Abwasserentsorgung gesichert ist.
Regelmäßige Funktionsprüfungen und vorbeugende Instandhaltung entscheiden über die Lebensdauer
Mit der Feststofftrennung werden bereits Materialien mit hohem Verstopfungspotenzial von der Pumpenhydraulik ferngehalten, aber dennoch erfordern die Pumpen der Hebeanlagen eine regelmäßige Wartung und Instandhaltung. Dazu schreibt die Norm DIN EN 12056-4 konkrete Intervalle und Maßnahmen vor. Bei gewerblicher Nutzung muss die Anlage alle drei Monate durch einen hierfür Fachkundigen gewartet werden. Außerdem muss die Hebeanlage monatlich einmal vom Betreiber durch Beobachtung von mindestens zwei Schaltzyklen auf Betriebsfähigkeit geprüft werden.
Das ist in den vielen Liegenschaften der ÖBB ein enormer Arbeitsaufwand. „Abgesehen davon kommt es bei so intensiver Nutzung wie in einem Bahnhof zu mehreren Störungseinsätzen in einem Monat“, beklagt Andreas Coufal den Missbrauch der Sanitäranlagen zur Abfallbeseitigung. Das “Wilo Care“-Konzept steht daher auf zwei Säulen: Der normenkonformen Wartung und Instandhaltung nach DIN EN 12056-4 sowie der Prävention durch die Anlagenüberwachung in Echtzeit. Hierzu wird die Hebeanlage mit zusätzlicher Sensorik ausgestattet, die über eine Kommunikationsbox die Anlagenparameter an eine Wilo Cloud sendet. „Aus Gründen der Datensicherheit arbeiten wir dabei mit einem eigenen webbasierten System“, geht Niko Kösling ins Detail. „Es analysiert in Echtzeit alle entscheidenden Betriebsparameter. Kommt es zu einer ungewöhnlichen Erhöhung der Aufnahmeleistung einer Pumpe, können die Wilo-Servicetechniker schon anhand der gesamten Datenlage ein Problem einkreisen und vor Ort beheben, bevor es zu einem Ausfall kommt.“
Je nach gewähltem Service-Paketumfang werden die Arbeitseinsätze außer der Reihe zu vereinbarten Pauschalen abgerechnet oder sie sind bereits im Service-Beitrag enthalten. „Außer der technischen Transparenz durch den monatlichen Statusbericht ergibt sich so auch eine berechenbare Kostentransparenz“, sieht der verantwortliche Betreiber Andreas Coufal noch einen zusätzlichen wirtschaftlichen Vorteil. Hinzu kommt die Entlastung des eigenen Personals. „Regelmäßige Funktionsprüfungen und vorbeugende Instandhaltung sind für die Lebensdauer entscheidend“, sagt Thomas Huber, Serviceleiter bei der WILO Pumpen Österreich GmbH. „Kommen diese Arbeiten zu kurz“, kennt Huber die Praxis, „halten Pumpen nicht so lange und es steigen die tatsächlichen Lebenszykluskosten unabhängig vom Hersteller.“
Digitalisierung unterstützt die Überwachung
Durch den Einsatz des ‚EMUports‘ mit Feststofftrennung gingen die Serviceeinsätze um etwa 50 Prozent zurück. Durch die Überwachung mit “WiloCare“, treten keine nennenswerten Störungen mehr auf, da über diesen Service zum einen Betriebsparameter optimiert und so potenzielle Störquellen beseitigt werden konnten. Zum anderen sind die regelmäßig durchgeführten Wartungsarbeiten durch die spezialisierten Techniker von Wilo und die rechtzeitigen Kontrollen der Feststofftrennbehälter durch ÖBB-Mitarbeiter Gründe für den nun sicheren Betrieb.
Für den Wiener Nordbahnhof und den Publikumsmagneten Prater in direkter Nähe ist die Funktionsfähigkeit und Sauberkeit der Sanitäranlage ein nicht zu gering einzuschätzender Beitrag, das Image des Verkehrsknotenpunktes von etwa 100.000 Reisenden pro Tag noch weiter „aufzupolieren“.
Wilo Care
Die drei angebotenen Service-Pakete richten sich an „sensible“ Pumpenanwendungen – auch im Bestand. Druckerhöhungsanlagen und Abwasserhebeanlagen sind Paradebeispiele dafür, denn Ausfälle führen in jedem Fall zu einem Ver- bzw. Entsorgungsengpass und in der Folge oft zu hohen Reparaturkosten. Die Leistungsfähigkeit von Pumpenanlagen technisch und wirtschaftlich abzusichern, ist daher das erklärte Ziel des webbasierten Service und zwar sowohl für Neuanlagen als auch für Anlagen Bestand.