Partner für innovative Wasserlösungen

Ein Gastbeitrag von Dean Amhaus
Dean Amhaus ist seit März 2010 Präsident & CEO von The Water Council in Milwaukee in Wisconsin, USA. Er weist ein breites Spektrum an Fachwissen in den Bereichen Regierungsbeziehungen, Branding, Fundraising, wirtschaftliche Entwicklung und Non-Profit-Management auf.
In der amerikanischen Politik gibt es eine alte Redensart: „Eine Milliarde hier, eine Milliarde dort, schon bald kommt da echtes Geld zusammen.“ Leider wird heute oft mit solch großen Zahlen um sich geworfen, ohne dass man sich deren Bedeutung vor Augen führt. So scheint es sich auch mit der Statistik der Vereinten Nationen zu verhalten, nach der über zwei Milliarden Menschen in Ländern mit schweren Wasserproblemen leben. Bis 2050 könnte bereits mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung mit Wasserknappheit zu kämpfen haben. Hohe Zahlen wie diese werden oft geradezu beiläufig erwähnt. Man muss sich jedoch in Erinnerung rufen, dass bereits ein einziger Mensch, der mit solchen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, zu viel ist.

Der Klimawandel verschärft das Problem zusätzlich. Die meisten Auswirkungen des Klimawandels werden im Zusammenhang mit Wasser spürbar sein, sei es in Form von Dürreperioden, Überschwemmungen, steigenden Meeresspiegeln oder unvorhersehbaren Regenmengen. Wasser ist auch eng mit dem Thema Energie verbunden, da die Energieproduktion oft große Mengen an Wasser erfordert und Wasser- sowie Abwasserunternehmen große Mengen an Energie benötigen. Wasser spielt also ganz klar eine zentrale Rolle im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Dennoch erhält es erschreckenderweise nach wie vor nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient. Wir von The Water Council – eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Milwaukee, Wisconsin – befassen uns auf einzigartige Weise mit Herausforderungen rund um Wasserqualität und -quantität. Wir konzentrieren uns dabei auf Innovationen im Bereich der Wassertechnologie sowie der Wasserwirtschaft und vernetzen Lösungsanbieter und Lösungssuchende, um globale Wasserprobleme zu lösen und Süßwasserressourcen zu erhalten.
Das Süßwasser der Welt erhalten
In gewisser Hinsicht kann Milwaukee als Ortswahl für eine Organisation wie unsere seltsam wirken. Die Stadt liegt am Ufer des Lake Michigan, der zu den gewaltigen Great Lakes gehört und etwas mehr als 20 Prozent der weltweiten Oberflächen-Süßwasserreserven beherbergt.
Doch wir in Milwaukee wissen, was für einen hohen Wert Süßwasser hat und wie wichtig es ist, dieses Wasser zu schützen. Historisch gesehen war ein Großteil unserer Wirtschaft, vom Brauereiwesen über Gerbereien bis hin zur Fertigung, auf große Mengen von sauberem Süßwasser angewiesen. Zur Deckung dieses enormen Bedarfs entwickelte sich über mehr als ein Jahrhundert hinweg ein Wassertechnologiesektor. Große Unternehmen wie A. O. Smith Corporation, Badger Meter, Kohler und mehr haben sich dabei im Südosten von Wisconsin angesiedelt. Wilo eröffnete 2022 seinen US-Hauptsitz in Cedarburg, einem Vorort von Milwaukee. Damit schloss sich die Firma mehr als 240 Wassertechnologieunternehmen sowie renommierten Versorgungsunternehmen und Universitäten an, die bereits hier ansässig sind – mit anderen Worten, einem der größten Wassertechnologie-Cluster der Welt.
The Water Council wurde 2009 gegründet, um das wirtschaftliche Potenzial des Wassertechnologiehubs in Milwaukee zu nutzen und gleichzeitig die lebenswichtige Aufgabe, das Süßwasser der Welt zu erhalten, anzugehen. Wir sind eine Mitgliederorganisation, die sich dafür einsetzt, Wassertechnologieunternehmen, Universitäten, Versorgungsunternehmen und innovative Wasserbewirtschafter weltweit zusammenzubringen, zu vernetzen und zu präsentieren.
„Wassertechnologie muss nicht zwingend nass sein.“
Innovative Lösungen
Technologische Innovationen sind entscheidend, um anhaltende Wasserprobleme zu lösen. Wir arbeiten zusammen mit globalen Start-ups und etablierten Unternehmen, die in den Bereichen digitale Lösungen, künstliche Intelligenz und fortschrittliche Materialien und Membranen tätig sind, sowie mit Anbietern traditionellerer Abwasser-, Trinkwasser-, Regenwasser- und Industrielösungen. Wie wir zu sagen pflegen: „Wassertechnologie muss nicht zwingend nass sein.“
Einige unserer Mitglieder arbeiten an Lösungen zum Entfernen und Vernichten von PFAS-Chemikalien. Andere entwickeln digitale oder KI-basierte Systeme, um Abwasser- und Trinkwasserversorgungsunternehmen eine bessere Verwaltung ihrer Betriebsabläufe zu ermöglichen. Von der Abwasserwirtschaft über Wiederverwendung von Wasser bis hin zur Verbesserung der Energieeffizienz für Wasserwerke: Unsere Unternehmen sind an jedem Aspekt des Wasserkreislaufs beteiligt.
Innovationsprogramme wie unsere „Tech Challenge“ und unser Pilotprogramm tragen dazu bei, große Wasserunternehmen und Wassernutzer mit vielversprechenden Technologien aus aller Welt zu vernetzen. Unser BREW 2.0 Post-Accelerator bietet fortgeschrittenen Start-ups im Bereich Wassertechnologie die nötigen Schulungen und Kontakte, um die Wachstumshürde der Kommerzialisierung zu überwinden und ihre Skalierung auf dem Markt fortzusetzen. Wassertechnologieunternehmen brauchen auch Kontakte zu innovativen Wassernutzern, insbesondere solchen, die ihre Wasserwirtschaft verbessern möchten.

Zu Wasser gibt es keine Alternative
Da Wasser relativ kostengünstig und leicht zugänglich ist, hat ein verantwortungsvoller Umgang mit Wasser für viele Unternehmen leider nur eine geringe Priorität. Sauberes, in ausreichender Menge vorhandenes Wasser ist für die Wirtschaft – und das Leben – genauso wichtig wie saubere Luft. Probleme im Zusammenhang mit Wassermenge und -qualität stören Betriebsabläufe und Lieferketten, verringern Gewinnmargen und mindern den Markenwert. Im Gegensatz zu den alternativen Energien, die jetzt entwickelt und eingeführt werden, gibt es aber keine Alternative für Wasser.
Die Bewältigung von Wasserrisiken ist jedoch komplizierter als die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen, und Fortschritte und Auswirkungen sind schwerer messbar. Eine Tonne Kohlenstoff, die in Milwaukee vermieden wird, hat langfristig den gleichen Nutzen wie eine Tonne Kohlenstoff, die in Wilos deutscher Heimatstadt Dortmund vermieden wird. Das ist bei Wasser nicht der Fall; wenn im wasserreichen Milwaukee eine Gallone Wasser gespart wird, hilft das dem wasserarmen Phoenix nicht weiter. Doch selbst in Milwaukee stehen wir vor Problemen im Zusammenhang mit Wasser, wie z. B. dem Umgang mit starken Regenfällen und industrieller Verschmutzung aus vergangenen Jahrzehnten. Wasserauswirkungen sind relevant für die lokalen Wassereinzugsgebiete, in denen ein Unternehmen tätig ist.
Deshalb besteht ein entscheidender erster Schritt in der Wasserwirtschaft bei Unternehmen darin, den Wasserverbrauch, die Risiken und die Chancen im gesamten Unternehmen zu erfassen und einzuschätzen. Wir von The Water Council haben mit als Erste erkannt, dass Unternehmen im Umgang mit dem Was- ser-Aspekt im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen Unterstützung brauchen. Deshalb haben wir WAVE: Water Stewardship Verified ins Leben gerufen. WAVE fördert mit einem fünfstufigen Ansatz Wasserwirtschaftsmaßnahmen in Organisationen jeder Größe:
Aufschluss über den Wasserverbrauch und die damit zusammenhängenden Auswirkungen im gesamten Unternehmen
Einschätzung des Risikos im Wassereinzugsgebiet
Priorisierung von Standorten und Maßnahmen zur Minderung wasserbezogener Risiken
Genehmigung einer Wasserwirtschaftsrichtlinie
Kommunizieren eines Aktionsplans, der gesteckten Ziele und eines Zeitplans
Organisationen aus dem gesamten Industriespektrum und sogar Universitäten haben den Wert von WAVE erkannt.
Zusammenbringen, Vernetzen, Präsentieren
Wasser ist eine gemeinsame Ressource für Unternehmen und Bürger. Daher ermutigt WAVE Unternehmen zu einem gemeinschaftlichen Ansatz in ihren Einzugsgebieten, um gemeinsame Herausforderungen geschlossen anzugehen. Wir bieten unseren WAVE-Unternehmen auch Beratung an, um ihnen beim Decken ihres Wassertechnologie-Bedarfs zu helfen, und verbinden so den Wirtschaftsaspekt unserer Arbeit mit dem Innovationsaspekt. An einem Beispiel außerhalb unseres WAVE-Programms sind unsere Mitglieder Primo Brands (ehemals BlueTriton Brands) und Wellntel beteiligt. Wellntel setzt Akustik-Technologie zur kontinuierlichen Messung der Grundwasserversorgung und zur Berichterstattung darüber ein. Primo setzt an vier Standorten die Technologie von Wellntel ein, um die Grundwasserstände und den Wasserfluss an den Quellen, aus denen Primo seine Produkte bezieht, zu überwachen.
Das Herstellen solcher Kontakte ist die Kernkompetenz von The Water Council. Dabei kann es darum gehen, eine Abwasseranlage mit einer spannenden neuen Aufbereitungstechnologie in Verbindung zu bringen, einem ausländischen Mitglied dabei zu helfen, einen in den USA ansässigen Partner zu finden, oder einen Unternehmenswasserverbraucher mit der nötigen Technologie für eine bessere Wasserwirtschaft in Verbindung zu bringen. Solche Partnerschaften sind entscheidend für die Lösung wachsender Wasserprobleme. Deshalb werden wir auch künftig unsere Mitglieder „zusammenbringen, vernetzen und präsentieren“. Unsere Verbindung zu Wilo spiegelt eine enge Partnerschaft mit ähnlichen Interessen, Werten und Perspektiven wider. Unsere Arbeit treibt die wirtschaftliche Entwicklung voran und fördert Lösungen zur Bewältigung akuter Herausforderungen in Bezug auf Wasserqualität und -quantität. Die Produkte und Lösungen von Wilo passen hervorragend zu den Zielen von The Water Council.
Lassen Sie uns alle unseren Teil dazu beitragen, dass nicht länger beiläufig über die alarmierende Tatsache gesprochen wird, dass Milliarden von Menschen keinen Zugang zu der kostbarsten Ressource dieser Welt haben: Wasser. The Water Council freut sich darauf, weiter gemeinsam mit Wilo auf dieses Ziel hinzuarbeiten.
Fotorechte: WILO SE, The Water Council und Peter Zuzga

Ein Kurz-Interview mit Svenja Ahlburg
Wilo ist seit Oktober 2024 Mitglied von The Water Council. Diese Verbindung basiert auf einer Partnerschaft mit ähnlichen Interessen, Werten und Perspektiven sowie gegenseitiger Unterstützung bei der Förderung einer nachhaltigeren Nutzung der wertvollen Ressource Wasser. Zur Vertiefung der Partnerschaft gehört Svenja Ahlburg Regional Chief Sales Officer von Wilo Americas, seit Januar 2025 dem Vorstand von The Water Council an.
Warum ist Wilo dem Water Council beigetreten und was ist deine Aufgabe im Board of Directors?
Mit dem Beitritt zum The Water Council stärkt Wilo seine Führungsrolle im Bereich des Wassertechnologiesektors und wird Teil eines Netzwerks, das nachhaltige Wasserlösungen fördert. In meiner Rolle als Vorstandsmitglied trage ich dazu bei, das Bewusstsein für akute Herausforderungen hinsichtlich Wasserverfügbarkeit, -qualität und -nutzung zu schärfen und Vertreter aus öffentlichem Sektor, Industrie und Wissenschaft miteinander zu vernetzen.
Wie können Unternehmen und Organisationen motiviert werden, Wasser in ihren Nachhaltigkeitsstrategien zu priorisieren?
Sowohl Wassermangel als auch Überschwemmungen stellen eine existentielle Bedrohung dar. Ein nachhaltiges und effizientes Wassermanagement ist nicht nur ein ökologischer Imperativ, sondern auch ein wirtschaftlicher und strategischer Vorteil. Durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser stärken Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit sowie ihre Wertschöpfungskette und schützen kritische Infrastrukturen.
Welche Projekte sind mit The Water Council und Wilo geplant?
Der TWC hat das BREW 2.0 Accelerator Program (Business, Research and Entrepreneurship in Water) ins Leben gerufen, um junge Unternehmen und Innovatoren aus dem Bereich der Wassertechnologie beim Markteintritt zu unterstützen. Wilo USA ist als Jurymitglied Teil des Programms und begleitet Start-ups aus aller Welt durch den Accelerator-Prozess.