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11.03.2020

Berufsalltag

Elektromobilität: Wie praxistauglich sind E-Autos für Handwerker?

Plumber and car

Geringere Anschaffungskosten und Steuervergünstigungen sollen den Umstieg auf E-Mobilität attraktiver machen. Und auch durch die Verwendung von Strom statt Kraftstoff spart Geld. Doch: Die Reichweite, die Ladesäuleninfrastruktur und die Energiepreise bereiten vielen Unternehmern immer noch Sorgen – und lassen Sie vor einem Umstieg zurückschrecken. Zu Recht? Die E-Autos im Praxis-Check.

Eine Studie der Gothaer, einer großen Versicherungsgesellschaft, zeigt: Viele kleine und mittlere Unternehmen, zu denen auch fast alle Handwerksbetriebe zählen, schließen E-Autos von vorneherein aus. Warum? Für zwei Drittel der befragten Unternehmen sind laut der Studie der hohe Anschaffungspreis (63 Prozent) und zu wenig Ladestationen (52 Prozent) die ausschlaggebenden Gründe. 43 Prozent der Befragten haben außerdem angegeben, dass die langen Ladezeiten ein Hemmnis für die Anschaffung sind. Zudem waren steigende Energiepreise für viele Unternehmer (49 Prozent) das ausschlaggebende Kriterium.

Ein Drittel der Befragten hat bereits E-Fahrzeuge im Einsatz oder plant den Umstieg. Das betrifft allerdings eher die größeren als die kleineren Unternehmen. Auch das zeigt die Studie also. Dennoch: Ein Großteil der Unternehmen schreckt das E-Auto anscheinend immer noch ab. Wie berechtigt sind die Sorgen?

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Die Reichweite: Kommen wir an?

Je nach Modell kommen einige E-Autos bereits über eine Reichweite von 500 Kilometern (zum Beispiel das Tesla Modell S). Der Kia e-Niro kommt 455 Kilometer weit – mit seinen 204 PS steht auch er gut da. Ganz ähnlich der Kia e-Soul: Mit seiner ebenfalls großen Reichweite von 452 Kilometern steht einem Tageseinsatz in aller Regel nichts im Wege. Dasselbe gilt noch wie viele weitere Modelle, wie sie bereits BMW, Renault, Hyundai oder Audi auf dem Markt haben.

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Die Ladezeiten: Kostet uns das E-Auto Zeit?

Am Beispiel Kia e-Soul wird außerdem klar: Die Ladezeiten sind nicht mehr tragisch lang. Wird das Auto an einer Schnellladestation geladen, ist der Akku in unter einer Stunde wieder zu 80 Prozent gefüllt. Wer also strategisch plant, kann sogar problemlos längere Fahrten in den Urlaub mit einem E-Auto bewerkstelligen. Doch: Ob sich ein Handwerker, der den ganzen Tag „on Tour“ ist, immer wieder damit auseinandersetzen möchte, wo er die nächste Lademöglichkeit findet?

Beitrag verpasst? In der vergangenen Woche berichteten wir im wilo.de/blog über die staatlichen Fördermaßnahmen für E-Mobilität, davor bereits über die Öko-Bilanz des E-Autos. Klicken Sie sich durch die Beiträge!

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Die Ladesäuleninfrastruktur: Müssen wir erst lange suchen?

Tatsächlich ist es nach wie vor eines der größten Probleme: Zu wenig Ladesäulen sorgen bei E-Fahrern regelmäßig für Ärger. Noch schlimmer: Ein wilder Mix aus verschiedenen Lade-Anbietern zwingt E-Auto-Fahrer dazu, mehrere Apps zu verwenden und gleich mit mehreren Bezahlkarten im Geldbeutel hantieren zu müssen.

Dabei bleibt E-Fahrern nicht erspart, erst einmal eine freie Ladesäule zu suchen. Die Bundesregierung plant allerdings eine „Elektrowende“. Ziel sind zehn Millionen E-Autos auf den deutschen Straßen bis 2030, was wiederum mit mindestens einer Million Ladesäulen einhergehen muss.

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Die Energiepreise: Wird das „Stromtanken“ teuer?

Die Furcht vor steigenden Energiepreisen mag berechtigt sein. So steigt der Strompreis seit den letzten zehn Jahren kontinuierlich an. Was dabei allerdings häufig vergessen wird: Auch auf den Benzinpreis, der jedes Jahr starken Schwankungen unterliegt, ist kein Verlass. Im Gegenteil: Der Anstieg des Benzinpreises könnte zukünftig noch viel drastischer ausfallen, denn Öl ist ein begrenzter Rohstoff. Zudem hat auch die politische Lage einen enormen Einfluss auf die Preisentwicklung.

Unabhängiger von solchen Einflüssen und damit sicherer ist das Laden von E-Autos durch die eigenen Solarzellen. So lässt sich ein verhältnismäßig kostengünstiges Aufladen garantieren. Wer wirklich nur zwei Strecken am Tag zur Arbeit pendelt und kürzere Strecken fahren muss, kann sich zuhause auf den eigenen Strom verlassen.

Apropos Energie: Reicht unsere Energie überhaupt aus, um dem Bedarf der E-Autos gerecht zu werden? Die Lösung ist intelligentes Lastenmanagement. Bereits heute gibt es Pilotprojekte, die Elektrofahrzeuge aktiv ins Stromnetz einbeziehen. Innerhalb von Sekunden kann durch E-Fahrzeuge überschüssiger Strom aus dem Netz aufgenommen oder eingespeist werden. Damit wird das Stromnetz sogar stabilisiert – und nicht belastet.

Das Fazit: E-Auto – ja oder nein?

Das E-Auto ist umstritten. Festzuhalten bleibt: Vorteile wie staatliche Förderungen und Steuervergünstigungen stehen Problemen wie fehlenden Ladesäulen gegenüber. Auch die steigenden Stromkosten machen es für viele schwierig abzuschätzen, ob und wie sehr sich eine Umstellung auf Elektromobilität wirklich lohnt. Gleiches gilt beim Umweltschutz: Wie umweltfreundlich E-Autos sind, ist nach wie vor ein Streitthema, weil die Herstellung der Batterien mitunter hohen Energieverbrauch bedeutet.

Wohin also geht der Weg für kleine und mittlere Unternehmen wie Handwerksbetriebe? Wenn der Bund mit den Ladesäulen-Netz-Plänen erfolgreich ist, hat sich in den kommenden Jahren zumindest ein Problem erledigt. Und wer durch bereits vorhandene Solarzellen für den eigenen Strom sorgt, wird perspektivisch unabhängiger von steigenden Strompreisen sein.

Wer früh umsteigt, profitiert von Zuschüssen

Die Anschaffungskosten für E-Autos sind aktuell allerdings immer noch etwas höher als die für Autos mit Verbrennungsmotor. Doch auch hier zeigt sich ein Umschwung: Es gibt bereits durchaus günstigere Modelle auf dem Markt, die sich an die Preise eines Benzinwagens angleichen.

In einigen Jahren wird es voraussichtlich komfortabler sein, mit einem E-Auto zu fahren. Mehr Ladesäulen und ein einheitliches Ladesystem – im besten Fall mit nur einer App oder einer Karte – sollten dem Ärger an E-Parkplätzen vorbeugen. Aktuell können Unternehmen von vielen Zuschüssen profitieren – beim Kauf des E-Fahrzeugs und sogar bei der Installation von Lademöglichkeiten auf dem eigenen Firmengelände.

Wer schon jetzt umsteigt, profitiert also von den finanziellen Bezuschussungen. Sinn macht der Umstieg allerdings nur, wenn man zumindest in den kommenden Monaten und vielleicht noch Jahren gewillt ist, das Leid der fehlenden Ladesäulen mit anderen E-Fahrern zu teilen.