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13.06.2023 Wasser & Ressourcen

Globales Problem Sanitärversorgung: Diese Projekte machen Mut

Wasser Wasserversorgung Wasserknappheit Megatrends Geschäftsbericht 2022

In Ugandas Hauptstadt Kampala hat nur jede zehnte Bewohnerin bzw. jeder zehnte Bewohner Zugang zu Toiletten, die an das Abwassersystem angeschlossen sind. 90 Prozent der 1,5 Millionen Menschen sind auf stationäre Sanitäranlagen angewiesen, die das Abwasser vor Ort auffangen. Oft wird es anschließend jedoch nicht fachgerecht entsorgt oder gelangt in verstopfte und bereits überfüllte Kanäle. Die Folge: Fäkalien verunreinigen das Grundwasser und bilden die Grundlage für Infektionskrankheiten. Das trifft vor allem Menschen in den Armenvierteln und informellen Siedlungsgebieten Kampalas: Sie haben praktisch keinen Zugang zu Toiletten mit Abwasserkanal und beziehen ihr Trinkwasser oft aus Brunnen, die auf das Grundwasser zurückgreifen – eine Gesundheitsgefahr, der sie sich kaum entziehen können.

Dieser Text ist Bestandteil des Wilo-Geschäftsberichts 2022.

Agenda 2030: Zugang zu Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene

Die Lage in Uganda zeigt ein globales Problem auf: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Kinderhilfswerks Unicef verfügen rund 3,6 Milliarden Menschen, also fast die Hälfte der Weltbevölkerung, in ihrem Zuhause nicht über sichere sanitäre Anlagen. Dazu zählt etwa eine Toilette, die dafür sorgt, dass Menschen nicht in Kontakt mit den Ausscheidungen kommen, sowie ein System, das die Ausscheidungen sicher entsorgt. Sichere Sanitärversorgung ist jedoch unverzichtbar – für die allgemeine Gesundheit, damit Kinder sich gesund entwickeln und für den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt einer Gesellschaft. Auch die Vereinten Nationen vertreten diese Sichtweise. Im Rahmen ihrer Agenda 2030 haben sie 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung festgelegt, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs). Das sechste Ziel fordert, dass alle Menschen Zugang zu Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) haben sollen. Ob dieses Ziel bis zum Jahr 2030 erreicht wird, ist allerdings nicht sicher. Nur jedes vierte Land ist aktuell bei seinen nationalen Sanitär- und Hygienezielen im Plan. „Unser Weg zur Erreichung des nachhaltigen Entwicklungsziels sechs bis zum Jahr 2030 ist ernsthaft aus dem Ruder gelaufen“, schreibt UN Wasser zum aktuellen Monitoring des Entwicklungsziels. „Ohne schnelle transformative Fortschritte läuft die Welt Gefahr, es zu verfehlen.“

Gute Handhygiene ist nicht selbstverständlich

Dass noch viel zu tun ist, zeigen auch weitere aktuelle Zahlen: Fast 500 Millionen Menschen auf der Welt sind gezwungen, ihre Notdurft im Freien zu verrichten. 2,3 Milliarden Menschen können sich in ihrem Zuhause nicht mit Wasser und Seife die Hände waschen. 670 Millionen Menschen haben gar keinen Zugang zu Handhygiene. Das hat Folgen: Immer noch sterben jeden Tag mehr als 1.000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, ausgelöst durch verunreinigtes Wasser und mangelnde Sanitärhygiene.

Ernste Lage in Zentral- und Westafrika

Zur UN-Weltwasserkonferenz im März dieses Jahres haben die Weltgesundheitsorganisation und Unicef gemeinsam eine Erklärung veröffentlicht. Diese verdeutlicht das Ausmaß des Problems: „Die Welt muss ihre aktuellen Fortschritte mindestens vervierfachen, um bis 2030 den allgemeinen Zugang zu sicheren WASH-Diensten zu erreichen. In fragilen Kontexten und in den ärmsten Ländern müssen die Fortschritte sogar noch schneller sein, um die Gesundheit und die Zukunft der Menschen zu schützen.“ Vor allem in West- und Zentralafrika sei die Lage kritisch. „Verheerende Stürme, Überschwemmungen und historische Dürren zerstören bereits jetzt Einrichtungen und Häuser, kontaminieren Wasserquellen, verursachen Hungerkrisen und verbreiten Krankheiten“, sagt Unicef-Programmdirektor Sanjay Wijesekera. „Aber so herausfordernd die gegenwärtigen Bedingungen auch sind, ohne massive Gegenmaßnahmen könnte die Zukunft noch viel düsterer aussehen.“

Regionale Katastrophen legen Versorgung lahm

Probleme bei der Sanitärversorgung können auch durch einmalige oder regional begrenzte Ereignisse ausgelöst werden. Infolge des russischen Angriffskriegs lebten im vergangenen Jahr allein in der Ukraine bis zu 16 Millionen Menschen an Orten ohne gesicherte Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Und auch das Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet im Februar dieses Jahres zerstörte die Sanitärinfrastruktur und damit auch den Zugang zu sauberem Wasser großflächig. Deshalb ist ein zentraler Bestandteil von Soforthilfemaßnahmen die Wiederherstellung der Sanitärinfrastruktur. Das soll dafür sorgen, dass sich infektiöse Durchfallerkrankungen wie Cholera und Typhus nicht ausbreiten können. Bei solchen Sofortmaßnahmen nach Katastrophen kommt auch Technologie von Wilo zum Einsatz -etwa PAUL, ein portables und energieautarkes Wasseraufbereitungssystem in Form eines Rucksacks.

Internationale Organisationen investieren in Sanitärversorgung

Zurück zu den strukturellen Problemen: WHO, Unicef und viele weitere internationale Organisationen arbeiten derzeit verstärkt daran, diese zu lösen. Dabei setzen sie vor allem auf fünf Handlungsfelder: Sie schaffen die gesetzlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen für die Sanitärversorgung. Sie erschließen Finanzierungsquellen aus öffentlicher und privater Hand, um in die Infrastruktur investieren zu können. Sie unterstützen die Länder mit schlechter Sanitärversorgung dabei, Wissen aufzubauen, damit diese das Problem selbst besser in den Griff bekommen. Sie erheben Daten, um das Ausmaß des Problems und die Wirkung von Maßnahmen in Zahlen darstellen zu können. Und sie unterstützen und fördern innovative Ansätze, um neue Lösungen zu finden.

Neue Sanitäranlagen an Schulen, Krankenhäusern und Moscheen

In diesen Handlungsfeldern bewegt sich zum Beispiel das Programm Sanitation for Millions. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat bereits im Jahr 2016 die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beauftragt, es gemeinsam mit lokalen Partnern umzusetzen. Seitdem wurden im Rahmen des Programms unter anderem in Jordanien Sanitäranlagen in Moscheen aufgebaut und saniert. Der Fokus dabei lag vor allem auf Frauen und Menschen mit Behinderung. In Uganda hat das Programm Sanitäranlagen und Handwaschgelegenheiten in Schulen und Krankenhäusern verbessert. Und in Pakistan hat es ein Konzept etabliert, um Abwasser dezentral aufzubereiten. Mit solchen Maßnahmen wurden im Rahmen des Programms unter anderem fast 300 öffentliche Institutionen mit Sanitäranlagen ausgestattet und für knapp zwei Millionen Menschen der Zugang zu einer angemessenen Sanitärversorgung verbessert.

Kampala arbeitet an Infrastruktur

Auch die Stadtverwaltung der ugandischen Hauptstadt Kampala hat inzwischen Maßnahmen getroffen, um die Situation ihrer Einwohner zu verbessern. Sie führt derzeit klare und wirksame Vorschriften für den Umgang mit Abwasser ein. Sie setzt Mindeststandards dafür, wie die stationären Sanitäranlagen betrieben werden dürfen. Und sie erarbeitet Orientierungshilfen für die Planung, den Bau und den Betrieb von Sanitäreinrichtungen in Kampala. Ob solche Maßnahmen reichen, um jeder Einwohnerin und jedem Einwohner bis zum Jahr 2030 eine angemessene Sanitärversorgung und Zugang zu sauberem Wasser zu bieten, bleibt abzuwarten. Für die Menschen in Kampala ist es aber schon jetzt ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Sanitärversorgung: Lösungsansätze in einer schwierigen Lage

Fast die Hälfte der Menschheit hat keinen Zugang zu einer sicheren, hygienischen Sanitärversorgung. Insbesondere der Zugang zu sicheren Toiletten mit einer funktionierenden Abwasserentsorgung ist ein großes Problem. Diese ist jedoch von zentraler Bedeutung für die Gesundheit und die Entwicklung von Gesellschaften. Die UN verfolgt mit dem Sustainable Development Goal 6 der Agenda 2030 unter anderem das Ziel, dass alle Menschen sicheren Zugang zu Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) haben. Internationale Organisatoren schlagen Alarm, dass dieses Ziel bis 2030 nur schwierig zu erreichen ist. Vor allem in West- und Zentralafrika ist die Lage kritisch. Doch es gibt gute Ansätze und Programme, in denen sich Institutionen mit dem Thema auseinandersetzen. Sie nähren die Hoffnung, dass sich die Situation in den kommenden Jahren verbessert.