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06.06.2023 Klima & Umwelt

Energiesparen bis ans Limit: 6 Beispiele

Energiewende Klimaschutz Energieversorgung Megatrends Geschäftsbericht 2022

Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Unabdingbar sind dabei auch außergewöhnliche Ideen und Ansätze, die einen Unterschied machen. Das zeigen einige dieser sechs Beispiele aus aller Welt – beim Einkauf, in der Schifffahrt und sogar aus dem Tierreich.

Dieser Text ist Bestandteil des Wilo-Geschäftsberichts 2022.

1. Auf den Weltmeeren

Wie lässt sich der Treibstoffverbrauch von großen Schiffen wie Tankern oder Massengutfrachter für Erz, Kohle oder Getreide senken? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Ingenieure Friedrich Mewis und Dirk Lehmann vor rund 15 Jahren. Ihre Antwort: indem man eine große, runde Metallvorrichtung vor den Schiffspropeller montiert, bis zu sieben Meter im Durchmesser und bis zu 60 Tonnen schwer, den Becker Mewis Duct. Diese Vordüse beeinflusst den Verlauf der Strömung und vermindert dadurch den Rotationsverlust des Propellers. Das führt zu mehr Vortrieb bei gleicher Antriebsleistung und damit zu weniger Treibstoffverbrauch. Die einzelnen Komponenten des Systems gab es bereits vorher, Mewis und Lehmann kombinierten sie jedoch auf eine neue Weise. Und sorgten so dafür, dass Schiffe ihren Treibstoffverbrauch um drei bis acht Prozent senken können. Inzwischen sind rund 1.400 Schiffe mit der Technik ausgestattet, bei 300 weiteren steht die Installation bevor. Dank der Erfindung wurden seit 2009 rund 12 Millionen Tonnen CO2 eingespart – so viel, wie in Hamburg in einem Jahr freigesetzt wird. Deshalb gewannen die beiden Ingenieure im vergangenen Jahr auch den Deutschen Umweltpreis.

2. Beim Einkaufen

Der energieeffizienteste Supermarkt der Welt steht im finnischen Oulu. „Ein normaler Supermarkt benötigt pro Quadratmeter rund 600 Kilowattstunden Strom pro Jahr. In unserem energiesparenden Pilotsupermarkt kommen wir mit 240 Kilowattstunden aus“, sagte ein Manager zum Projektstart im Jahr 2017. Das sind nur rund 40 Prozent des Normalverbrauchs von Supermärkten und nicht viel mehr als eine normale Altbauwohnung benötigt. Die Hälfte des Stroms stammt aus einer Solaranlage auf dem Dach des Supermarkts. Das hat die Energiekosten deutlich gesenkt – um rund 180.000 Euro jährlich. Das Projekt hat die Supermarktkette gemeinsam mit dem Technischen Forschungszentrum Finnland durchgeführt und im Anschluss in der Region mehrere Niedrigenergiesupermärkte eingerichtet. In einer zweiten Runde der Zusammenarbeit stand im Jahr 2022 die Wärmeversorgung im Fokus. Dafür nutzt die Kette die Abwärme aus den Kühleinrichtungen einer ihrer Supermärkte und speist diese ins Netz ein. Mit einem enormen Potenzial: Die Abwärme eines Supermarkts reicht aus, um damit 150 Einfamilienhäuser zu beheizen.

3. In der Evolution

Faultiere sind genügsam: Statt nach Früchten oder anderer energiereicher Nahrung zu suchen, fressen sie vor allem Blätter mit einem sehr geringen Nährstoffgehalt. Um trotzdem überleben zu können, haben sie sich im Laufe der Evolution zu wahren Energiesparmeistern entwickelt. Drei Viertel ihrer Zeit verbringen sie im Schlummermodus. In den Wachphasen legen sie nach Angaben des Züricher Zoos pro Tag nur rund 40 Meter zurück und kommen dabei auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,54 Kilometer pro Stunde. Darüber hinaus können sie ihre Körpertemperatur an die Umgebung anpassen. Auch das hilft ihnen dabei, Energie zu sparen. Zoologen der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben die Anatomie der Tiere untersucht. Dabei haben sie weitere Besonderheiten entdeckt, die beim Energiesparen helfen: Lange Arme und kurze, frei bewegliche Schulterblätter an einem schmalen Brustkorb verleihen Faultieren einen maximalen Bewegungsradius. Und eine Verschiebung der Ansatzstellen bestimmter Muskeln erlauben es ihnen, das eigene Körpergewicht mit minimalem Kraftaufwand zu halten. Das alles trägt dazu bei, dass sie von allen Säugetieren, die keinen Winterschlaf halten, den niedrigsten Energieumsatz haben. Bezogen auf ihre Körpergröße müsste dieser eigentlich doppelt so groß sein. Vielleicht wäre „Effizienztiere“ also der passendere Name.

4. Auf Tournee

Für ihre Welttournee im Jahr 2022 setzte sich die britische Band Coldplay ein hohes Ziel: Sie wollten die direkten Emissionen im Vergleich zur Tour aus den Jahren 2016 und 2017 halbieren. Für die Stromversorgung wurden Solarpaneele in und rund um die Stadien aufgestellt, die ein eigens für die Tour entwickeltes Batteriesystem aufluden. Außerdem setzte die Band auf einen kinetischen Boden im Publikum. Fans, die darauf tanzten, erzeugten damit einen Teil der Energie für die Bühnenshow. Diese setzte auf besonders energiesparende Licht- und Soundsysteme. Außerdem ließ die Band eine App programmieren, die Fans dazu motivieren sollte, mit dem Fahrrad, öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß zu den Konzerten anzureisen. Wer emissionsarm zum Konzert kam, bekam als Belohnung einen Gutschein. Das erste Konzert der Tour fand in Costa Rica statt. Das ist kein Zufall: Denn auch der zugekaufte Strom für die Tour sollte komplett aus erneuerbaren Energien stammen – so wie in Costa Rica, wo die Quote bei 99 Prozent liegt.

5. Auf drei Rädern

Wie energieeffizient kann ein Fahrzeug sein? Mit dieser Frage haben sich bereits mehrere Studierendengenerationen der Technischen Universität München beschäftigt. Im TUfast Eco Team tüfteln sie an Fahrzeugen mit einem minimalen Energieverbrauch – und holten sich im Jahr 2016 sogar den Weltrekord für das effizienteste Elektrofahrzeug der Welt. Das Dreirad, dessen Form an eine Zigarre erinnert und das im Liegen gesteuert wird, verbrauchte auf einer Distanz von 100 Kilometern nur 81,16 Wattstunden Strom. Mit dem Energiegehalt von einem Liter Superbenzin könnte es rund 11.000 Kilometer zurücklegen. Den Weltrekord verloren die Münchener Studierenden im Jahr 2019 an ein US-amerikanisches Team. Sie tüfteln jedoch weiter an Luft- und Rollwiderstand und bauen inzwischen Fahrzeuge, in denen die Fahrerin oder der Fahrer aufrecht sitzt. Auch die sind sehr sparsam unterwegs: Bei einem internationalen Wettbewerb um das sparsamste Auto belegte das Team den zweiten Platz und gewann drei von vier Sonderwertungen.

6. Bei der Pumpentechnik

Auf der ganzen Welt sind alte, ungeregelte Pumpen im Einsatz. Und verbrauchen dabei viel mehr Strom als ihre hocheffizienten Nachfolger. Weltweit können bis zu 246 Terawattstunden Strom allein für Anwendungen in den Bereichen Heizung, Kälte und Klimatisierung eingespart werden, würde man veraltete Pumpen gegen solche der neuesten Generation austauschen – das entspricht der Kapazität von etwa 80 mittelgroßen Kohlekraftwerken, die dann nicht mehr benötigt würden. Der Pumpentausch macht einen großen Unterschied. Wie groß genau? Das zeigt ein Beispiel: Im Ein- und Zweifamilienhaus lässt sich durch den Einbau der Wilo-Stratos PICO plus, etwa als neue Heizungsumwälzpumpe, bis zu 80 Prozent Strom gegenüber einer ungeregelten Pumpe einsparen. Das ist Energiesparen – bis ans Limit!