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05.05.2023 Klima & Umwelt

Kleine Pumpen, großes Recyclingpotenzial

Nachhaltigkeit Klimaschutz Megatrends

Die Kreislaufführung von Rohstoffen ist ein Motor für den Klimaschutz. Der Pumpen- und Pumpensystemlösungsanbieter Wilo hat deshalb nicht nur ein nachhaltiges Produktrecycling aufgesetzt, sondern in Deutschland auch einen Rücknahmeprozess, der Kundinnen und Kunden einbezieht.

Wilo recycelt Pumpen und Komponenten wie Magnete um wertvolle Materialien im Nutzungskreislauf zu halten.

Thomas Fetting

Thomas Fetting, Group Director Analysis, Repair & Recycling bei Wilo.

Smartphones und Elektrofahrzeuge, Computer und Windräder. Die meisten Errungenschaften der modernen Welt haben eines gemeinsam: Sie enthalten Seltene Erden. Die 17 Metalle, darunter Neodym und Dysprosium, gehören zu den begehrtesten Rohstoffen der Welt und werden fast ausschließlich in China abgebaut. Doch schon heute ist absehbar, dass die Neugewinnung der Seltenen Erden den künftigen Bedarf nicht allein decken kann.

Das weiß auch Wilo. Der Konzern mit Hauptsitz in Dortmund ist einer der weltweit führenden Premiumanbieter von Pumpen und Pumpensystemen für die Gebäudetechnik, die Wasserwirtschaft und die Industrie. „Seltene Erden sind das Öl des 21. Jahrhunderts“, sagt Thomas Fetting, Group Director Analysis, Repair & Recycling. „Sie stecken auch in den Permanentmagnetmotoren unserer Pumpen undSysteme. Wenn sie nicht recycelt werden, sind die Seltenen Erden für immer verschwunden.“

30.000 Bauteile werden jährlich wiederverwendet

Schon lange recycelt Wilo Altprodukte deshalb systematisch im eigenen Recycling-Center. Das Team Produktanalyse, -reparatur und -recycling nimmt defekte Produkte – etwa aus Reklamationen – entgegen, ermittelt die Ausfallursache und dokumentiert sie für die Produktentwicklung. Anschließend werden sie repariert oder, wenn nötig, zerlegt. Und dann? „Wir prüfen, welche Teile wir für Reparaturen oder Neuprodukte wiederverwenden können. Rund 30.000 Bauteile halten wir so jährlich im Kreislauf“, erklärt Thomas Fetting.

Alle verschlissenen und sicherheitsrelevanten Bauteile stellt Wilo seinen Verwertungspartnern zur Verfügung. Sie sorgen für die Kreislaufführung der Rohstoffe, etwa durch Einschmelzen und Schreddern. Ein Sonderfall sind die Seltenen-Erden-Magnete. Sie mit ins Materialrecycling der Verwertungspartner zu geben, ist für Wilo keine Option. Stand heute kann kein Verwertungsprozess Seltene Erden von anderen Rohstoffen separieren. Das Wilo-Recycling-Team baut die Magnete deshalb manuell aus den Pumpenmotoren aus und prüft, ob eine Wiederverwendung möglich ist – falls nicht, gewährleistet Wilo mit seinen Verwertungspartnern die Kreislaufführung der Seltenen Erden.

„Seltene Erden sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Sie stecken auch in den Permanentmagnetmotoren unserer Pumpen und Systeme. Wenn sie nicht recycelt werden, sind die Seltenen Erden für immer verschwunden.“

Thomas Fetting, Group Director Analysis, Repair & Recycling bei Wilo.

Doch: Nur ein Bruchteil der Pumpen, die Wilo in Deutschland verkauft, kommen über den Weg der Reklamation zurück zu Wilo – dieser ist die absolute Ausnahme. Gleichzeitig ist das Potenzial im Markt groß. „Der proaktive Tausch von alten Heizungspumpen gegen effizientere Modelle lohnt sich, denn er spart Energie und Geld. Das deutsche Fachhandwerk baut jährlich eine große Menge alter, recyclingfähiger Pumpen aus. Und die wollen wir haben“, so Fetting weiter.

Der nachhaltige Altpumpen-Recyclingprozess von Wilo

Der rechtliche Hintergrund: Ausrangierte Elektroaltgeräte, zu denen auch Pumpen zählen, müssen bei zertifizierten Sammelstellen entsorgt werden. Das Elektrogerätegesetz sieht bei Missachtung Bußgelder von bis zu 10.000 Euro vor. „Unsere Kundinnen und Kunden suchten daher nach einem gesetzeskonformen, unbürokratischen und umweltfreundlichen Prozess, um Altpumpen loszuwerden“, sagt Fetting. In einem Forschungsprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt hat Wilo mit Partnern dafür verschiedene Lösungen evaluiert. Das Ergebnis: Ein Prozess, der sich den dreistufigen Wilo-Vertriebsweg zunutze macht, also sowohl Fachgroßhandel als auch Fachhandwerk einbezieht.

Konkret unterscheidet Wilo darin zwei Varianten. Große Fachhandwerksbetriebe sammeln Altpumpen und melden eine Abholung bei Wilo an. Kleine Fachhandwerksbetriebe bringen Altpumpen zu Großhandelshäusern, die Wilo-Recycling-Partner sind, oder bitten sie, gesammelte Altpumpen bei der nächsten Neuwarenanlieferung mitzunehmen. In beiden Varianten gilt: Die Altpumpen werden hersteller-, typen-, alters- und zustandsunabhängig sowie kostenlos vom Fachgroßhandel bzw. von Wilo angenommen.

„Der proaktive Tausch von alten Heizungspumpen gegen effizientere Modelle lohnt sich, denn er spart Energie und Geld. Das deutsche Fachhandwerk baut jährlich eine große Menge alter, recyclingfähiger Pumpen aus. Und die wollen wir haben.“

Thomas Fetting, Group Director Analysis, Repair & Recycling bei Wilo.

Wilo recycelt Pumpen und Komponenten wie Magnete um wertvolle Materialien im Nutzungskreislauf zu halten.

Die Magnete in den Motoren der Pumpen enthalten Seltene Erden – die Rohstoffe sind „das Öl des 21. Jahrhunderts“.

Der Wilo-Rücknahmeprozess sichert die gesetzeskonforme Entsorgung von Altpumpen – und will einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Mit Erfolg? Die ersten Erfahrungen zeigten zwar eine hohe Bereitschaft, das Projekt zu unterstützen, so Fetting. „Trotzdem ist es nicht immer einfach, Partner zum Sammeln zu bewegen. Aber wir bleiben dran, weil wir zur Kreislaufführung keine Alternative sehen.“ Erklärtes Ziel sei sogar, die Wilo-eigene Magnetfertigung künftig ausschließlich mit Seltenen Erden aus Altprodukten zu bedienen.

„Schauen Sie nicht auf andere“

Wilo hat ambitionierte Ziele, doch: Wenn es nach Wilo-Recycling-Chef Fetting geht, muss das zumindest für den Anfang nicht sein. Sein Rat für Unternehmen, die sich stärker für Ressourcenschonung engagieren wollen: „Gehen Sie’s an. Nehmen Sie Belegschaft, Lieferantinnen und Lieferanten sowie Kundschaft auf den Weg mit. Schauen Sie nicht auf andere, sondern werden sie selbst aktiv.“ Zwar spiele Ressourcenschonung in der Entwicklung von Wilo-Produkten schon lange eine Rolle, „die strategische Zusammenlegung der Bereiche Analyse, Reparatur und Recycling war aber der erste Schritt zu mehr Kreislaufwirtschaft im Tagesgeschäft“, erinnert sich Fetting.

Inzwischen seien interne Prozesse entstanden, die alle Instanzen einbeziehen – von Entwicklung bis Recycling. Regelmäßig versorgt das Recycling-Team die Produktentwicklung mit Anforderungen für Neuprodukte. Und auch die Ergebnisse eines weiteren Forschungsprojekts, das Wilo kürzlich mit der Technischen Hochschule Köln und dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik durchführte, zahlen darauf ein. Im „ResmaP“-Projekt (Ressourcenschonung durch smarte Pumpen) untersuchten die Beteiligten, wie Wilo-Smart-Pumpen und die von ihnen gesammelten Daten wie Betriebszeiten, Störungen und Co. zur Ressourcenschonung beitragen können.