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28.03.2024 Globalisierung & Urbanisierung

Aufbruch in die Zukunft - Busans Evolution zur Smart City

BUSAN, die zweitgrößte Stadt Südkoreas, positioniert sich derzeit neu und strebt auf mehreren Ebenen nach fortschrittlicher Transformation. Dies umfasst unter anderem Initiativen in der Bevölkerungspolitik und der Stadtentwicklung sowie die Förderung von Wirtschaftswachstum. Das Engagement der Stadt im Rahmen dieser Transformation umfasst die Nutzung modernster Technologien und die Förderung von Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor.

Busan, Korea, Skyline bei Nacht im Haeundae District

Die historische Entwicklung Busans ist von symbolischer Bedeutung. Nach dem Krieg legte die Stadt den Grundstein für Südkoreas erstaunlichen Aufstieg zu einer Wirtschaftsmacht von globaler Bedeutung. Während des Koreakriegs diente Busan zeitweilig als Hauptstadt und nahm in der Folge eine Schlüsselrolle als Empfänger internationaler Entwicklungshilfe ein, was maßgeblich zur Entwicklung Koreas beitrug. Mit der Entwicklung traditioneller Fertigungsindustrien entstand hier die Basis für den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes.

Im Verlauf der vergangenen 70 Jahre hat sich Südkorea zu einem Geberland gewandelt, das zeitweise Platz sieben der weltweit größten Volkswirtschaften belegte. Busan ist heute eine wichtige Hafenstadt mit dem siebtgrößten Hafen der Welt („Busan Harbour“). In ihrem Zentrum vereinen sich Tradition und Moderne zu einem hoch entwickelten urbanen Umfeld. Neben seiner Bedeutung als Reiseziel hat sich Busan in jüngster Zeit auch als „Workation“-Standort für digitale Nomaden positioniert. Darüber hinaus strebt Busan eine gezielte Transformation seiner Branchenstruktur an und setzt dabei auf die Technologien der sogenannten vierten industriellen Revolution („Industrie 4.0“). Diese Bemühungen sind entscheidend, um ein ausgewogenes regionales Wachstum neben der Hauptstadt Seoul zu erzielen, da Busan ein Gegengewicht zu einer kapitalzentrierten Entwicklung darstellt und so dazu beiträgt, die globale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Busan konzentriert sich auf drei zentrale Entwicklungsprojekte, um diese Ziele zu erreichen. Erstens plant die Stadt die Fertigstellung des Gadeokdo New Airport bis 2029, der als Drehkreuz für die um das Vierfache gestiegenen Logistikflüsse in Nordostasien dienen soll. Zweitens ist die drei Phasen umfassende Neugestaltung des Nordhafens („North Port“) von zentraler Bedeutung für die Revitalisierung des Stadtzentrums. Sie soll Produktivitätssteigerungen ermöglichen und zur städtischen Regenerierung beitragen. Drittens will sich Busan künftig als Eco-Delta City (EDC) präsentieren – als Smart City, die aktuelle Technologien einsetzt, um die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu verbessern. In diesem Zuge wird auch eine „Waterfront City“ entstehen.

BUSAN METROPOLITAN CITY errichtet die Eco-Delta City (EDC) als nationales Pilotprojekt für intelligente Städte von Grund auf und verfolgt dabei das Ziel, unterschiedliche Herausforderungen im städtischen Umfeld anzugehen und einen nachhaltigen Alltag für seine Einwohnenden zu ermöglichen.

Die Stadtverwaltung will in der Eco-Delta City hochmoderne intelligente Technologien einsetzen und macht die Stadt zu einem Modell für zukünftige Smart-City-Projekte. Im Zentrum der strategischen Vision von Busan steht die Umsetzung eines Smart-City-Rahmenwerks. Dies umfasst die Integration moderner Technologien, um unterschiedliche gesellschaftliche Probleme anzugehen. Die Vision der Stadt beinhaltet bessere Lebensbedingungen, besonders für ältere Menschen, durch besseres Gesundheitsmanagement und eine allgemeine Verbesserung der Lebensqualität. Katastrophenschutz in Echtzeit, wie beispielsweise Einsätze bei Überschwemmungen und Bränden, ist ein wesentlicher Bestandteil der Smart-City-Initiative und gewährleistet die Sicherheit der Einwohnenden. Die EDC befindet sich in Gangseo-gu, am Rande der Stadt Busan. Geplant ist eine nationale Pilotstadt mit integrierten intelligenten Dienstleistungen in einem bis dahin unterentwickelten Gebiet. Ziel ist es, ein Vorbild für die intelligente Stadt der Zukunft zu schaffen, indem in der bislang wenig entwickelten Region eine Modellstadt auf der Basis moderner intelligenter Technologien entsteht.

Die Busan EDC wird auf rund 2,8 Quadratkilometern im Sae-mulmeori-Gebiet von Gangseo-gu errichtet. Geplant ist eine Einwohnendenzahl von rund 8.500 Menschen. Es handelt sich um ein nationales Pilotprojekt, bei dem das Ministerium für Land, Infrastruktur und Transport die allgemeine Managementund Budgetaufsicht hat und administrative Unterstützung bereitstellt. Die Umsetzung des Projekts erfolgt durch eine Zweckgesellschaft, die über gemeinsame Investitionen der Busan Metropolitan City von 20 Milliarden Won (KRW), Busan Development Corporation (KRW 10 Milliarden), K-water (KRW 170 Milliarden) und eines privaten Konsortiums (KRW 800 Milliarden) verfügen wird.

Busan EDC plant, eine datenbasierte Stadt zu betreiben und gleichzeitig innovative Dienstleistungen in 25 Sektoren zu etablieren und bereitzustellen, darunter „Mobility as a Service“ (MaaS), Nullenergie, Gesundheitsversorgung, Kriminalitätsprävention und Robotik. Smart-Home-Systeme werden derzeit im Smart Village eingesetzt. Das Smart Village (56 Häuser mit Einzugsbeginn ab Januar 2022) erhält Feedback von den Bewohnerinnen und Bewohnern, damit die Services laufend verbessert werden können. Das Projekt sieht zudem die Entwicklung eines zentralen Distrikts vor (177.739 Quadratmeter).

Mit dem Village werden Energieeffizienz und Nullenergieverbrauch angestrebt. Es erreichte eine Energieunabhängigkeitsrate von 107 Prozent mithilfe von Solarpanelen auf Dächern und Mauern sowie hydrothermischer Energie aus Flüssen. Darüber hinaus wurden mehrere Smart-City-Services bereitgestellt, einschließlich Wasseraufbereitern in Gebäuden, Smart Wristbands, Smart Mirrors, maßgeschneiderten Gesundheitsleistungen durch KI-Roboter, intelligenten Landwirtschaftsbetrieben, die Regenwasser und IKT-Technologien einsetzen, automatischen Recyclingsystemen, Straßenreinigung basierend auf autonomen Fahrzeugen und Paketlieferdiensten durch Roboter. Diese Smart-Housing-Services sollen in zukünftigen Phasen allen Einwohnenden zur Verfügung gestellt werden.

Der Smart-City-Plan erstreckt sich auch auf ökologische Fragen, einschließlich des Managements der Wasserqualität in Uferregionen und Parks. Dieser vielseitige Ansatz spiegelt Busans Bestrebungen wider, eine nachhaltige und umweltfreundliche urbane Umgebung zu schaffen.

Busan, Südkorea, Stadtansicht mit Hafen

Der Hafen von Busan ist der siebtgrößte der Welt und wichtiger wirtschaftlicher Motor des ganzen Landes.

DIE SMART-CITY-INITIATIVE verbessert nicht nur die Lebensbedingungen, sondern bietet auch wirtschaftliche Chancen. Busan will, basierend auf dem Erfolg des Smart-City-Modells, ein neues Branchen-Ökosystem schaffen. Das Smart Village und die EDC sollen als national integrierte Plattform dienen, um neue Technologien und Modellfälle zu demonstrieren, die von kleinen und mittelständischen Unternehmen, einschließlich Start-ups, entwickelt wurden, um die Infrastruktur öffentlicher Institutionen zu testen und um neue Märkte mit innovativen aufsichtsrechtlichen Regelungen („Regulatory Sandbox“) zu entwickeln. Dies soll den Aufbau des Ökosystems und die Voraussetzungen für die geschäftliche Transformation schaffen. Die EDC soll zudem eine KI-basierte, intelligente und innovative Smart-City-Plattform und -Infrastruktur einrichten, indem sie die individuellen Bedürfnisse von Einwohnenden in Echtzeit identifiziert und optimale Services mittels eines datenbasierten Ansatzes bereitstellt, der das Ökosystem unterstützt und neue Services durch Verknüpfung von Daten, Förderung von Konvergenz und intelligenter Verteilung von Waren schafft. Mithilfe der Erfassung von Daten und der Einrichtung eines „Testumfelds“ für den privaten Sektor können Projekte ausgeschrieben werden, bei denen Smart-City-bezogene Technologien von kleinen und mittelständischen Unternehmen eingesetzt werden, um Startup-Unternehmen zu fördern.

Busan ist proaktiv bei der Nutzung von Technologien für die Lösung unterschiedlicher gesellschaftlicher Probleme. Allerdings erfolgt die Implementierung neuer Technologien in Südkorea nach wie vor hauptsächlich durch Ausschreibungen und Pilotprojekte unter Federführung der Zentralregierung. Busan beteiligt sich aktiv an Projekten der Zentralregierung, reicht Angebote ein und wurde ausgewählt, um seine Position im Smart-Device- und im Smart-City-Index zu verbessern. Diese Aktivitäten laufen seit 2015 und haben bereits beachtliche Erfolge erzielt.

Über das Smart City Demonstration Site Creation Project hat Busan mehrere Initiativen umgesetzt, darunter intelligente Schulzonen mit Fußgängersicherheitserkennung, intelligente Parkservices für öffentliche Parkplätze und sichere Benachrichtigungsservices für Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur Grundschule. Die Stadt entwickelt und verwendet auch weiterhin Smart-City-Technologien. Zwar fällt eine umfassende Beurteilung schwer, doch diese Initiativen belegen das Engagement Busans für eine Verbesserung im Hinblick auf seinen Smart Index.

Aufgrund der geografischen Lage Busans mit seiner bergigen Umgebung liegt der Schwerpunkt auf der Bewältigung von Herausforderungen im Zusammenhang mit der Beförderung sensibler Personengruppen, insbesondere älterer Bewohnerinnen und Bewohner in höher gelegenen Gebieten. Busan hat intelligente Bushaltestellen („Smart Bus Stops“) mit Einrichtungen für Personen mit eingeschränkter Mobilität, intelligente Navigationskioske („Smart Navigation Kiosks“) mit Braille-Display und Videos in Gebärdensprache im U-Bahnsystem der Stadt sowie intelligente Straßenlaternen („Smart Poles“) eingerichtet, die mit LiDAR-Sensoren an Fußgängerüberwegen für die Sicherheit von Fußgängerinnen und Fußgängern sorgen. Dies war Teil des Projekts „Smart City Challenge“, einer nationalen Initiative unter Leitung des Ministeriums für Land, Infrastruktur und Transport von 2020 bis 2023.

Boot in Songdo, Korea

Busan is not the only smart urban project in South Korea. Future-oriented urban concepts are also being tested and implemented in Songdo, near the capital Seoul.

Trotz dieser Anstrengungen bestehen weiterhin Herausforderungen, einschließlich der langsamen Akzeptanz intelligenter Geräte und digitaler Kompetenz durch die ältere Bevölkerung. Hier besteht eine merkliche Kluft gegenüber der jüngeren Generation. Die Behebung dieser Schwierigkeiten erfordert einen Fokus auf die konkrete Umsetzung, die Überbrückung der digitalen Lücke und die Entwicklung anwenderfreundlicher Dienstleistungen.

Darüber hinaus prüft Busan aktiv IoT-basierte, Big-Data-getriebene Pflegedienstleistungen für Einpersonenhaushalte, um Probleme im Zusammenhang mit der Bevölkerungsalterung und der steigenden Anzahl von Einpersonenhaushalten zu verhindern. Das Projekt, das Teil eines Pilotprojekts des Ministeriums für Wirtschaft und IKT ist, zeigt die mögliche Anwendung für die EDC.

Zudem betreibt Busan eine Smart City Integrated Platform mit Videoüberwachungszentren in den 16 Distrikten, die Videoaufnahmen von Not- und Unfällen oder Tatorten mit Institutionen wie der Polizei, der Feuerwehr und dem Justizministerium teilen können. Darüber hinaus betreibt die Stadt auch IoT-basierte, schwimmende Müllsammelanlagen auf den Wasserstraßen. Diese Services waren Teil des Projekts „Smart City Innovation Technology Discovery“ unter Leitung des Ministeriums für Land, Infrastruktur und Transport in den Jahren 2022 und 2023.

Der „Busan Metropolitan City Smart City Plan“ (2023–2027) legt die zukünftige Vision von Busan als grüne, intelligente Stadt dar. Er enthält eine Orientierungshilfe für verschiedene Smart-City-Services, die neue Technologien integrieren, um ein Ökosystem für die Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor zu schaffen. Ziel dieser staatlich gesteuerten lokalen Aktivitäten ist die Bereitstellung einer Vision für die Zukunft und einer langfristigen Entwicklungsstrategie für Busan.

Die Gesamtprojektkosten der EDC werden auf KRW 5,6 Billionen geschätzt. Um die Umsetzung des Smart-City-Projekts zu ermöglichen, für das erhebliche Investitionen nötig sind, plant Busan Metropolitan City die Schaffung einer Zweckgesellschaft, die gemeinsam durch den öffentlichen und den privaten Sektor betrieben wird, um kreative Ideen und innovative Technologien aus dem Privatsektor vollumfänglich zu nutzen.

DER WEG HIN zu einer intelligenten Stadt ist jedoch nicht ohne Hindernisse. Budgetbeschränkungen, Probleme bei der Zusammenarbeit mit Zweckgesellschaften aus dem privaten Sektor und die technologische Adaption durch die Einwohnenden sind laufende Hindernisse. Als Vertreterin des Stadtrats von Busan kann ich bestätigen, dass wir uns diesen Herausforderungen stellen. Wir legen den Fokus auf die Überwachung einer sicheren Einführung der neuen Technologien, auch wenn dies mit anfänglichen Kosten verbunden ist. Zudem bemühen wir uns gezielt, die Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit der Infrastruktur zu gewährleisten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Stadt Busan einen zweiten großen Sprung in die Zukunft plant. Die angestrebten Fortschritte auf unterschiedlichen Gebieten, wie etwa der Bevölkerungspolitik, der städtischen Entwicklung und dem Wirtschaftswachstum, erfordern ein Zusammenspiel von Technologie und öffentlich-privaten Partnerschaften. Es liegt auf der Hand, dass die Transformation Busans zwingend erforderlich ist, wenn die Stadt eine zentrale Rolle dabei spielen soll, die Bevölkerungskonzentration in der Metropolregion Seoul zu reduzieren, und um eine ausgewogene Regionalentwicklung zu fördern. Die Umsetzung des Konzepts einer Smart City dient als Grundlage für den von der Stadt angestrebten Entwicklungssprung, da sie eine Reihe gesellschaftlicher Probleme bekämpft, mit denen die Stadt und die Region konfrontiert sind.

Portrait von Jiyeon Suh

Jiyeon Suh ist Mitglied des Busan Metropolitan Council und Honorary Chairwoman der NGO SWIMPYO.

Durch eine Optimierung des Wohnumfelds, die die Gesundheit und Lebensqualität der älteren Bevölkerung unterstützt, Echtzeit-Katastrophenmanagement bei sicherheitsrelevanten Ereignissen wie Überschwemmungen und Bränden, das Management der Wasserqualität in ufernahen Parks und die Verbesserung des Komforts im Alltag, um eine jüngere Bevölkerung anzuziehen und die Geburtenrate zu steigern, können neue Chancen für den Aufbau eines nachhaltigen industriellen Ökosystems geschaffen werden. Sobald das erfolgreiche Modell der Smart City etabliert ist, kann es als Revitalisierungsstrategie für Innenstädte in unterschiedlichen urbanen Regionen eingesetzt werden und als Modell für verschiedene Lokalregierungen dienen.

Herausforderungen wie Budgetbeschränkungen, Probleme bei der Zusammenarbeit mit Zweckgesellschaften aus dem privaten Sektor und die Annahme von Technologien durch Bewohnerinnen und Bewohner dauern an und müssen behoben werden. Als Mitglied des Busan Metropolitan Council verpflichte ich mich zur Leitung und Umsetzung der Einführung neuer Technologien trotz der anfänglich erforderlichen Kosten. Der Schwerpunkt wird hierbei, auch vor dem Hintergrund noch zu lösender Probleme, darauf liegen, die Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit der Infrastruktur sicherzustellen und dabei auch die Entwicklung aktueller Trends zu berücksichtigen.