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10.11.2023 Globalisierung & Urbanisierung

Städte der Zukunft

Wasserversorgung Energieversorgung Geschäftsbericht 2022 Megatrends

In den vergangenen zwei Jahrhunderten beschleunigte sich die Urbanisierung im Zuge der Industrialisierung mehr und mehr. Seit 2008 leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Dieser Megatrend ist ungebrochen. Bis zum Jahr 2030 werden nach einer Schätzung der Vereinten Nationen über 5 Milliarden Menschen in Städten leben. Das entspricht rund 60 Prozent der gesamten Weltbevölkerung.

Dieser Text ist Bestandteil des Wilo-Geschäftsberichts 2022.

Vier Metropolen von morgen

Die Urbanisierung eröffnete den Menschen neue Chancen und Möglichkeiten. Zugleich gehen mit ihr aber auch große Herausforderungen einher – sozial, ökonomisch und ökologisch. Antworten auf die Frage, wie diese Herausforderungen in Zukunft erfolgreich gemeistert werden können, soll eine Reihe von ganz neuen Städten geben. Sie entstehen rund um den Globus und sollen nicht nur bestehende Metropolen entlasten, sondern mit innovativen Konzepten zeigen, wie Städte in Zukunft funktionieren können. Hier erfahren Sie mehr über vier Städtkonzepte der Zukunft.

Neom, Saudi Arabien

Red Sea where the smart urban area of Neon is planned

Inmitten von Wüste und Bergen plant Saudi- Arabien ein Projekt der Superlative: Neom.

Neom ist ein Megacity-Entwicklungsprojekt, das derzeit in der nordwestlichen Region Saudi-Arabiens entlang der Küste des Roten Meeres gebaut wird. Das Projekt ist Teil von Saudi-Arabiens „Vision 2030“, die zum Ziel hat, die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren und seine Abhängigkeit vom Öl zu verringern.

Neom umfasst insgesamt ein Areal von 26.5000 Quadratkilometern, was in etwa der Größe Belgiens entspricht. Auf diesem Gebiet werden unter anderem ein Flughafen, ein Luxusressort, eine Bergstadt, ein Industriekomplex sowie eine vollautomatisierte, futuristische Stadt geplant. Der Fokus liegt dabei auf Nachhaltigkeit, Technologie und Innovation.

Die saudi-arabische Regierung hat eine Reihe ehrgeiziger Projekte angekündigt, darunter Pläne zum Bau des größten Wind- und Solarkraftwerks der Welt, einer Brücke, die die Stadt mit Ägypten verbindet, und einer Entsalzungsanlage, die Neom mit Frischwasser versorgen soll. Neom ist als nachhaltige Stadt konzipiert, deren Energie zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen kommen soll. In diesem Zusammenhang wurde 2022 auch die „Neom Green Hydrogen Company“ gegründet.

Neom wird voraussichtlich Investitionen von mehr als 500 Milliarden Dollar erfordern, finanziert von der saudi-arabischen Regierung und internationalen Investoren. Geplant ist, dass NEOM 2030 voll funktionsfähig sein wird. Dann soll die autonome Zone rund eine Millionen Einwohner haben, aus Saudi-Arabien und der ganzen Welt.

Xiong’an, China

100 Kilometer südwestlich von Peking liegt die Xiong'an New Area. Das Stadtentwicklungsprojekt in der chinesischen Provinz Hebei hat zum einen das Ziel, die chinesische Hauptstadt zu entlasten und dort Staus und Umweltverschmutzung zu verringern.

Zum anderen ist Xiong'an aber auch Versuchslabor und Modell für die Entwicklung der Stadt in China im Allgemeinen. Die Xiong'an New Area gilt als Schlüsselkomponente der Bemühungen Chinas, eine nachhaltige Urbanisierung und eine ausgewogene regionale Entwicklung zu fördern. Sie ist als grüne und intelligente Stadt mit Fokus auf Innovation, Umweltschutz und hochwertige Entwicklung konzipiert. Das Gebiet soll ein Zentrum für künstliche Intelligenz, Hightech-Industrien und moderne Dienstleistungen werden.

Auf einer Fläche von 2.000 Quadratkilometern, was ungefähr doppelt so groß ist wie New York City, sollen bis 2035 rund 2,5 Millionen Menschen angesiedelt werden. Die Stadt soll dabei zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie versorgt werden.

New Administrative Capital, Ägypten

Unter der Bezeichnung „New Administrative Capital“ (NAC) baut Ägypten eine neue Hauptstadt. 45 Kilometer östlich der bestehenden Kapitale Kairo, deren Metropolregion mit rund 20 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zugleich die größte Afrikas ist, entsteht auf einer Fläche von etwa 700 Quadratkilometern eine neue Verwaltungs- und Finanzhauptstadt für das Land am Nil.

Das NAC soll Regierungsbüros, Ministerien und ausländische Botschaften beherbergen, neue Arbeitsplätze schaffen und das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Es soll Wohnraum für rund 6,5 Millionen Menschen entstehen, ein Flughafen, künstliche Seen und ein 90 Quadratkilometer großer Solarpark. Das NAC ist als nachhaltige Metropole angelegt, die ihren Schwerpunkt auf Energieeffizienz, Grünflächen und öffentliche Verkehrsmittel legt.

Das „New Administrative Capital“, für das es bis jetzt noch keinen Namen gibt, ist Teil der „Egypt Vision 2030“ und mit rund 45 Milliarden Dollar eines der größten Investitionsprojekte auf dem afrikanischen Kontinent.

Nusantara, Indonesien

Jakarta ist die Hauptstadt Indonesiens, zweitgrößter Ballungsraum der Welt und hat neben den verbreiteten Schattenseiten großer Städte wie Umweltverschmutzung und Verkehrschaos ein ganz spezielles Problem: Die Stadt versinkt. Teilweise liegt die Megacity schon heute unter dem Meeresspiegel, der aufgrund der Klimaerwärmung in den kommenden Jahren noch steigen wird. Angesichts dieser Entwicklung hat die Regierung des Inselstaats beschlossen, eine neue Hauptstadt zu bauen: Nusantara.

Die neue Hauptstadt wird in der Provinz Ost-Kalimantan auf der Insel Borneo liegen. Für den Bau sind rund zehn Jahre und 33 Milliarden Dollar veranschlagt. Nusantara soll Wohnraum für mehr als 1,5 Millionen Menschen bieten sowie zahlreiche Behören und den Präsidentenpalast umfassen. Als Standort wurde bewusst eine Region ausgewählt, in der es schon heute keinen ursprünglichen Urwald mehr gibt, sodass kein tropischer Regenwald dafür abgeholzt werden muss.

Das Stadtkonzept ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt. 80 Prozent aller Wege sollen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden können. Außerdem ist das erklärte Ziel, dass 10 Prozent der benötigten Nahrungsmittel direkt auf dem Stadtgebiet selbst angebaut werden.

Was ist Urbanisierung?

Einfach erklärt meint Urbanisierung die Ausbreitung von Städten und städtischen Lebensformen. Urbanisierung umfasst sowohl die physische Ausdehnung von Städten durch Bautätigkeit als auch den gesellschaftlichen Wandel hin zu typischen städtischen Sozialstrukturen. Der Prozess der Urbanisierung hält seit Jahrhunderten an. Während die Landflucht in den Industrieländern im 19. Und 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, hält die Dynamik in vielen Entwicklungsländern bis heute ungebrochen an. Gegenwärtig ist noch die japanische Hauptstadt Tokio mit rund 37 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Welt. Doch wird sie, gemäß Prognosen, diesen Status bis 2035 an die indische Kapitale Delhi verlieren.