Smart City Singapur: Wie sich urbane Zentren an die Megatrends anpassen
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In unserer zunehmend urbanisierten Welt zeigt sich das Wesen des Fortschritts darin, wie sich unsere Städte weiterentwickeln. Im Jahr 2050 werden Schätzungen zufolge 70 Prozent der Menschen weltweit in Städten leben. Dieser Anstieg der Stadtbevölkerung wird neue Städte in Südost- und Zentralasien, China, Afrika und im Nahen Osten entstehen lassen. Natürlich wird in diesem Zusammenhang auch der Ruf nach fortschrittlichen, digitalisierten Städten immer lauter werden, die auf intelligenten Infrastrukturen basieren und den wandelbaren Bedürfnissen der Stadtbevölkerung jederzeit Rechnung tragen.
Ein Beispiel für eine solche Stadt ist Singapur: Das Vorzeigemodell einer Smart City ist weithin bekannt für die gelungene Integration modernster Technologien in das tägliche Leben seiner Einwohner. Besonders inspirierend ist, wie sich die Stadt zu einem urbanen Reallabor entwickelt hat, in dem Experten aus den verschiedensten Bereichen zusammenarbeiten, um Lösungen für die Smart Cities der Zukunft zu entwickeln. Die Wilo Gruppe setzt sich seit jeher für die Gestaltung der Urbanisierung durch branchen- und länderübergreifende Zusammenarbeit ein. Daher war es für uns naheliegend, unsere Industriekonferenz 2023 in Singapur auszurichten. So konnten wir unser Know-how und unser Netzwerk als digitaler Pionier für nachhaltiges Wassermanagement mit Singapurs Bestreben verbinden, in der Region grünes Wachstum zu fördern.
Die städtische Transformation im Kontext der fünf Megatrends
Die Leitthemen der Wilo Industriekonferenz 2023 wurden von den fünf Megatrends bestimmt, die nicht nur unsere Unternehmensstrategie, sondern auch die Entwicklung von Smart Cities wie Singapur maßgeblich beeinflussen.
1. Urbanisierung
Der Anteil der weltweiten Stadtbevölkerung wird von 50 Prozent im Jahr 2022 bis 2050 auf schätzungsweise 70 Prozent ansteigen. Parallel dazu wird Schätzungen zufolge auch die Zahl der Megastädte weltweit von 33 im Jahr 2022 auf 47 im Jahr 2050 anwachsen. In Vorbereitung auf diese Zuwanderungswelle müssen bestehende Städte ihre zunehmend veraltete Infrastruktur so modernisieren, dass sie den Bedürfnissen einer wachsenden Stadtbevölkerung auf intelligente und effiziente Weise gerecht wird. Zahlreiche junge Smart Cities, die auf unbebauten Flächen entstanden sind, haben ihre Infrastruktur dagegen bereits nach strategischen Gesichtspunkten geplant.
Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1965 hat Singapur einen bemerkenswerten Transformationsprozess durchlaufen und sich von einer Hafenstadt zu einer Smart City von Weltformat entwickelt. Singapur verfolgt einen langfristigen Planungsansatz für die Stadtentwicklung, um unter Berücksichtigung sich wandelnder Trends und Anforderungen ein qualitativ hochwertiges Lebensumfeld zu gestalten.
2. Wasserknappheit
Viele städtische Gebiete sind von Wassermangel und seinen Folgen bedroht. Schätzungen zufolge werden dies bis zum Jahr 2050 2,4 Milliarden Stadtbewohner zu spüren bekommen. Um diese Situation zu entschärfen und die Wasserinfrastruktur sowie die Wasserversorgungssysteme in den nächsten 20 Jahren zu modernisieren, sind Investitionen von fast 11.700 Milliarden US-Dollar erforderlich.
Die gute Nachricht ist, dass die Welt viel von Städten wie Singapur lernen kann, die der Wasserknappheit und ihren Folgen bereits mit dem Einsatz intelligenter Systeme begegnen. Mit den NEWater Anlagen hat der Stadtstaat Wunderwerke der Technik in Betrieb genommen. Hier wird Abwasser wieder zu ultrasauberem Wasser allerhöchster Güte aufbereitet.
3. Globalisierung 2.0
Das Jahr 2050 hält einige Meilensteine bereit: Neben dem bereits erwähnten weltweiten Wachstum der Stadtbevölkerung wird sich bis dahin auch die Mittelschicht verdoppeln. Damit einhergehend steigen auch die Erwartungen an den Lebensstandard. All diese Veränderungen werden außerdem zu einer stärker vernetzten, komplexeren Weltwirtschaft mit intensiviertem Wettbewerb führen. Vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage ist jedoch eher zu beobachten, dass sich Volkswirtschaften zunehmend von der Weltwirtschaft entkoppeln – ein Hemmschuh für den wirtschaftlichen Fortschritt.
Singapur hingegen hat die Globalisierung aktiv angenommen. Die Stadt fördert eine offene Wirtschaft, wirbt um internationale Talente, hat sich als Innovationszentrum in der Region etabliert und nutzt digitale Strategien, um die wirtschaftliche Integration und das Wachstum gemeinsam mit anderen Nationen voranzutreiben.
4. Klimawandel
Mit einem Anteil von 70 Prozent an den weltweiten Kohlenstoffemissionen spielen die Städte eine zentrale Rolle beim Klimawandel. Da knapp 90 Prozent der Städte in küstennahen Gebieten liegen, sind sie zudem auch unmittelbar vom Klimawandel bedroht: Steigende Meeresspiegel, Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen werfen bereits ihre Schatten voraus.
Auch für Singapur ist der Anstieg des Meeresspiegels eine große Gefahr: Die Inseln verfügen über keine großen Erhöhungen, knapp 30 Prozent der Landesfläche liegen weniger als 5 Meter über dem Meeresspiegel. Zudem herrschen in urbanen Gebieten aufgrund der wenigen unversiegelten Flächen meist höhere Temperaturen: Gebäude und Infrastruktur wirken hier als Wärmeerzeuger und -speicher zugleich. Auf diese Weise entsteht ein regelrechter Teufelskreis: Höhere jährliche Temperaturen führen zu vermehrter Hitzebelastung und einem verstärkten Einsatz von Klimaanlagen. Das wiederum erhöht den Energiebedarf Singapurs und verursacht mehr Kohlenstoffemissionen durch Privathaushalte. Um diesen Risiken zu begegnen, hat der Stadtstaat den Singapore Green Plan 2030 verabschiedet, mit dem eine landesweite Bewegung angestoßen und die nationale Nachhaltigkeitsagenda umgesetzt werden sollen.
5. Energieknappheit
Bis zum Jahr 2050 wird sich der Energiebedarf in Afrika, dem Nahen Osten und Asien verdoppeln – und der größte Teil davon wird natürlich in den Städten zu decken sein. In diesem Zusammenhang ist auch die Wasserwirtschaft zu berücksichtigen: Diese tragende Säule der Siedlungsversorgung ist auf Pumpen angewiesen, die 10 Prozent des weltweit erzeugten Stroms verbrauchen. Unfassbare 90 Prozent der derzeit betriebenen Pumpen sind jedoch veraltet und damit wahre Stromfresser.
Pumpen sind für etwa ein Zehntel des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich. Viele dieser Pumpensysteme sind alt und ineffizient. Wer diese Pumpen austauscht, hebt enormes Einsparpotenzial.
Innovative Lösungen wie hocheffiziente Smart-Pumpen verbrauchen deutlich weniger Energie, können mit anderen Komponenten in Wasserversorgungssystemen interagieren und vorausschauend und ferngewartet werden. Solche Smart-Pumpen sind ein wesentlicher Bestandteil von nachhaltigen Fernkühlsystemen, wie sie im Stadtteil Marina Bay und im entstehenden Jurong Innovation District von Singapur zum Einsatz kommen.
Den Weg in die Zukunft bereiten
Um die vielfältigen Auswirkungen dieser fünf urbanen Megatrends zu bewältigen, müssen Städte das Potenzial der Digitalisierung nutzen und nachhaltige Infrastrukturlösungen entwickeln, die den Ressourcenbedarf decken und gleichzeitig den Emissionsausstoß senken.
Auch wenn das Beispiel Singapur als Vorbild dienen kann, so gibt es doch kein Patentrezept für eine nachhaltige Entwicklung, das in allen Ländern in gleicher Weise Erfolg verspricht. Jedes Land muss daher eigene Strategien entwickeln, die den spezifischen Gegebenheiten und Prioritäten Rechnung tragen.
Mithilfe digitaler Lösungen werden Städte für Investoren, Unternehmen, Besucher und nicht zuletzt für die Einwohner attraktiver.
Mit digitalen Lösungen und unserem „region-for-region“-Ansatz kann Wilo Städten individuell abgestimmte Lösungen anbieten, die sowohl die Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung als auch die landesspezifischen Anforderungen berücksichtigen.
Mit faszinierenden Projekten in bekannten Smart Cities wie Singapur, New York, Barcelona und Busan wie in aufstrebenden Smart Cities wie dem neu entworfenen Taschkent und der künftigen Hauptstadt Nusantara freuen wir uns darauf, die weitere Entwicklung jeder einzelnen Stadt zu verfolgen.
Der Kontakt zu führenden Industrievertretern und Entscheidungsträgern des öffentlichen Sektors ist für die Wilo Gruppe nach wie vor von zentraler Bedeutung. Auf der Industriekonferenz 2023 in Singapur haben wir viele interessante Partner aus so unterschiedlichen Bereichen wie der künstlichen Intelligenz, der Energiewirtschaft, der chemischen Industrie und der Stadtplanung zusammengebracht.
Besonders beeindruckend waren die Gespräche, die sich um die unverzichtbare Rolle der Digitalisierung drehten. Wir freuen uns bereits auf unsere nächste Konferenz in London und hoffen, diese Partnerschaften weiter ausbauen zu können, um intelligentere, besser vernetzte und nachhaltigere Städte auf der ganzen Welt zu entwickeln.