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02.12.2022 CEO Standpunkt

Europa braucht eine Geostrategie: Diversifizierung, ja! – Entkopplung, nein!

Management Energiewende Corporate Political Responsibility

President & CEO of the Wilo Group President & CEO of the Wilo Group

Oliver Hermes ist Vorstandsvorsitzender und CEO der Wilo Gruppe, Vorsitzender des Kuratoriums der Wilo-Foundation, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Familienunternehmen und Mitglied des Präsidiums des Nah- und Mittelost-Vereins e.V. (NUMOV). Er ist Essayist mit Beiträgen, die in unabhängigen Medien publiziert werden. Der Autor gibt seine eigene Meinung wieder.

Essay von Oliver Hermes

Wir alle – die Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden sowie die Zivilgesellschaft mit ihren Bürgerinnen und Bürgern - bewegen uns in einer „Zeitenwende“, die auch als geopolitische oder historische Zeitenwende bezeichnet wird.

Eine Zeitenwende, die durch den Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 markiert wird.

Als unmittelbare Konsequenz dieser geopolitischen Zeitenwende erleben wir auch eine „geoökonomische Zeitenwende“. Gegenwärtig wird bei den Energiewenden zurückgerudert, die Inflation ist mit hohen Steigerungsraten zurück, Zinsen steigen und Immobilienblasen platzen.

Earth at night, view from space, city lights, World, Europe

Es ist in vielen Bereichen eine echte „Rolle rückwärts“ zu erkennen!

Alte Allianzen bröckeln und multinationale Kooperationen justieren sich neu. Handelsbarrieren, extra-territoriale Sanktionen, Technologieembargos sind die Folge einer aus politischen Gründen eingeleiteten Entkopplung von Lieferketten, mit dem äußerst anspruchsvollen Ziel, diese neu zu strukturieren.

Außenwirtschaftlich betrachtet sind 30 Jahre Hyperglobalisierung vorbei!

Selbstverständlich gilt das Primat der Politik auch für Unternehmen. Häufig jedoch wird in der politischen Sphäre vergessen, dass die Strukturierung von Lieferketten und deren Organisation sehr komplex und die ureigenste Aufgabe der Wirtschaft selbst ist.

Es ist daher gefährlich, wenn die teilweise unternehmerisch unerfahrene und ökonomisch nicht ausgebildete Politik sich zu sehr in wirtschaftliche Transformationsprozesse einbringt.

Die politisch gewollte Entkopplung und beabsichtigte Neu-Strukturierung der Lieferketten zeigen bereits jetzt deutlich unterschätzte negative Folgen für die Weltwirtschaft.

Für eine Entkopplung der Lieferketten ist es zu spät, die Welt ist hierfür bereits zu vernetzt und zu verwoben!

Insbesondere den global agierenden europäischen Unternehmen ist dennoch zu raten, die geopolitischen Ziele und Aktivitäten einzelner Staaten und Regionen nicht nur zu verstehen, sondern sich aktiv in Entscheidungsfindungsprozesse im Sinne einer politischen Verantwortung einzubringen.

Als politische Ziele einer Entkopplung und Neu-Strukturierung von Lieferketten werden für Europa drei Aspekte immer wieder genannt: erstens der Schutz kritischer Infrastrukturen, zweitens die Garantie der territorial-wirtschaftlichen Souveränität und drittens die Sicherung des Wohlstandes der Bevölkerung.

Industrial landscape with illuminated clouds at night in Europoort, Maasvlakte Rotterdam

Schutz kritischer Infrastrukturen

Nicht erst durch den Überfall Russlands auf die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise, sondern bereits durch die Corona-Pandemie stand die Resilienz kritischer Infrastrukturen Europas auf dem Prüfstand.

Es wurden in der Folge erhebliche Defizite und Lücken beispielsweise in der Versorgung mit medizinisch-pharmazeutischen Gütern ersichtlich, die bis heute anhalten.

Diese Defizite bei kritischen Gütern sind zu beseitigen und Lücken bei der Beschaffung oder der eigenen Herstellung zu schließen!

Solche Unternehmen, die kritische Infrastrukturen bedienen, haben eine ganz besondere Verantwortung ihre eigenen Wertschöpfungsketten so zu strukturieren, dass sie nicht störungsanfällig sind, im Risiko stehen oder gar ausfallen.

Vor diesem Hintergrund haben viele Industrieunternehmen schon in der Pandemiezeit damit begonnen, ihre Make-or-Buy-Strategien einer Überprüfung zu unterziehen.

In diesem Rahmen wird die zukünftig sinnvolle Wertschöpfungstiefe in einzelnen Regionen und Ländern neu definiert.

Wichtige Komponenten für solche Produkte, Systeme und Lösungen, die kritische Infrastrukturen bedienen, werden zukünftig daher sicherlich verstärkt selbst hergestellt. Dies stärkt die Resilienz kritischer Infrastrukturen.

Industrial Zone, SUA Presentation

Zusätzlich wird die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten durch ein verstärktes Multiple-Sourcing noch weiter reduziert und auch regional diversifiziert.

Smarte Unternehmen setzen schon jetzt auf moderne KI-Technologien. Sie nutzen Künstliche Intelligenz, um automatisiert und in Echtzeit relevante Entwicklungen auch geopolitischer Natur entlang der Lieferkette zu identifizieren und zielgerichtete Gegenmaßnahmen frühzeitig einzuleiten.

Dies alles ist sicherlich keine vollständige Auflistung derjenigen Maßnahmen, die sich auf Unternehmensebene mikroökonomisch bereits bei vielen Konzernen in der Implementierungsphase befinden. Aber die genannten Maßnahmen haben alle ein gemeinsames Ziel:

Resilienz schaffen, kritische Infrastrukturen sichern!

Hierzu bedarf es jedoch einer zusätzlichen und strukturierten politischen Flankierung:

Es müssen ordnungspolitisch effiziente Anreize geschaffen werden, um für Europa beispielsweise die Diversifizierung der Bezugsquellen von Energie voranzutreiben.

Nachholbedarf besteht in Europa aber nicht nur bei der Energiebeschaffung!

Die Energiepreise werden in Europa auch mittelfristig auf sehr hohem Niveau bleiben. Die bisherigen Entlastungspakete der Regierungen der EU-Mitgliedstaaten sowie die jeweiligen Gas- und Strompreisbremsen verschlingen bereits jetzt Hunderte von Milliarden Euro.

Diese politischen Maßnahmen sind derzeit sicherlich notwendig, aber sie belasten die Staatsaushalte oder werden teilweise sogar außerhalb der Budgets geführt. Aber vor allem fehlen die so gebundenen finanziellen Ressourcen, um kritische Infrastrukturen in Europa zukunftsfest zu gestalten. Hier wird nicht weitsichtig genug gedacht.

Ein Ausweg aus dem Dilemma führt über eine stärkere Incentivierung von Maßnahmen zur Reduzierung der Energienachfrage.

Energie einzusparen ist das Gebot der Stunde!

Dadurch wird nicht nur die Resilienz unserer Volkswirtschaften in Europa gestärkt und der Klimawandel entschleunigt. Es werden zudem finanzielle Mittel frei, die für den strategischen Um- und Ausbau unserer kritischen Infrastrukturen von Nöten sind.

Die Energiewenden sind durch deutlich verstärkte Energieeffizienzmaßnahmen zu ergänzen und beschleunigt voranzutreiben!

Daraus neu entstehende und oft vergessene Abhängigkeiten von Rohstoffen für den Ausbau der regenerativen Energiequellen sind jedoch zu berücksichtigen.

Wichtig ist es, auch auf dem Weg in das digitale Zeitalter die Chip-Industrie Europas nach vorne zu bringen und die eklatanten Abhängigkeiten von Taiwan zu reduzieren. Etwa 77% der weltweit hergestellten Chips kommen von dort.

Eine Verschärfung der Taiwan-Krise hätte je nach Ausprägung dramatische Auswirkungen und würde die ohnehin schon angeschlagene europäische Wirtschaft endgültig ins Wanken bringen!

So, wie Unternehmen ihre Make-or-Buy-Strategien kritisch überprüfen, so sollte auf EU-Ebene geoökonomisch festgelegt werden, welche Güter unentbehrlich sind, um kritische Infrastrukturen zu bedienen. Es ist sodann die Frage zu stellen, ob diese Güter in der eigenen Region effizient hergestellt oder importiert werden müssen.

Bei der Auswahl der Importländer als Bezugsquellen ist das Lieferantenrisiko zu diversifizieren!

Nur mit funktionierenden kritischen Infrastrukturen kann eine territorial-wirtschaftliche Souveränität besser garantiert werden.

European flag

Garantie der territorial-wirtschaftlichen Souveränität

Das, was jedem weitsichtigem Unternehmer klar ist, muss sich auf politischer Ebene erst noch durchsetzen:

Die Verantwortlichen der Exekutive der EU und die Regierungen ihrer Mitgliedstaaten sollten schnellstmöglich eine geopolitische Strategie entwickeln.

Aus einer geopolitischen Strategie ist eine geoökonomische Strategie abzuleiten!

Global agierende Unternehmen leiten ihre funktionalen Strategien wie die Beschaffungs-, Produktions- und Vertriebsstrategien schließlich auch aus einer übergeordneten Unternehmensstrategie ab, die idealerweise auf Basis von langfristigen Megatrends entwickelt wird.

Wenn das Primat der Politik über die Wirtschaft glaubwürdig gelten soll, dann muss diese geostrategische Arbeit insbesondere in Brüssel und Berlin jetzt zügig geleistet werden.

Ansonsten bleibt das Ziel einer besseren Sicherung der territorial-wirtschaftlichen Souveränität Europas eine politische Floskel!

Gerade die europäische Wirtschaft mit ihren weltweit eng verwobenen Wertschöpfungsketten braucht für ihren Umbau verlässliche geoökonomische Leitplanken. Schließlich sind wir nicht nur Zeitzeugen einer historischen und politischen, sondern auch einer geoökomischen Zeitenwende.

Um eine territoriale-wirtschaftliche Souveränität in Europa besser garantieren zu können, reicht es auf politischer Ebene nicht mehr aus, lediglich eine Vielzahl anderer Länder mit Delegationen und Wirtschaftsvertretern zu bereisen.

Umfassende bilaterale und regionale Handelsabkommen sowie neue Allianzen sind jetzt zügig abzuschließen!

In den heutigen Tagen wird häufig die Frage aufgeworfen wie die China-Strategie oder die Katar-Strategie der Bundesregierung und der EU-Kommission aussieht. Des Weiteren bleibt offen, wie mit offensichtlichen Widersprüchen im politischen Handeln und moralischen Dilemmata umzugehen ist.

Diese spezifische Betrachtung von Beziehungen zu den einzelnen Staaten kommt leider noch zu früh, weil die grundsätzliche und allgemeine geostrategische Arbeit auf politischer Ebene in Europa allenfalls noch am Anfang steht.

Das „Pferd“ würde so „von hinten aufgezäumt“.

Made in China. Cardboard boxes with text made in China and chinese flag on the roller conveyor. 3d illustration

Die globale Machtkonkurrenz zwischen den USA, Russland und China ist der zentrale geopolitische Konflikt mit immensen geoökonomischen Auswirkungen!

Die dazwischen liegenden Staaten, die sogenannten „Sandwich-Staaten“ in Europa und im Indo-Pazifik, müssen jetzt nicht nur ihre politischen, sondern auch ihre wirtschaftlichen Chancen und Risiken in diesem Spannungsfeld neu ausloten. Ein zusätzliches Ziel muss dabei sein, die territorial-wirtschaftliche Souveränität Europas in der Zukunft besser garantieren zu können.

Dies in dem Bewusstsein, dass es eine vollständige „end-to-end“ Unabhängigkeit von Volkswirtschaften mit komplexen Systemen nicht gibt und auch nicht geben kann.

Gerade, wenn es um die Versorgung mit Rohstoffen geht, kommt eine Importsubstitution in reifen Märkten und Regionen an ihre Grenzen.

Die europäische Wirtschaft ist jedoch auf eine sichere und diversifizierte Rohstoffversorgung angewiesen!

Der Startpunkt einer jeden Wertschöpfungskette ist der Zugang zu natürlichen Ressourcen und Rohstoffen. Nur so kann eine Weiterverarbeitung zu Produkten, Systemen und Lösungen in Europa gewährleistet werden. Nur so können kritische Infrastrukturen als Basis für eine territorial-wirtschaftliche Souveränität bedient werden.

Es gilt also wesentliche Rohstoffe für Europa als „strategisch“ und „geoökonomisch wichtig“ einzustufen!

Danach ist das Verfügbarkeitsrisiko zu klassifizieren.

Auf dieser Basis ist eine diversifizierte europäische Beschaffungsstrategie zu entwickeln, die auf der einen Seite kostensenkend Einkaufsvolumina der Mitgliedsstaaten bündelt.

Auf der anderen Seite ist abzuwägen, ob eine Hebung aus heimischen Rohstoffquellen nicht Teil der Reduzierung von Importabhängigkeiten zu Risikoländern sein kann.

HGDBX6 Palace of Culture and Science Building in Warsaw City

Sicherung des Wohlstandes der Bevölkerung

Multinationale Strukturen und Prozesse sind und bleiben jedoch ein nicht wegzudenkendes Muss für effizientes und vernünftiges wirtschaftliches und soziales Handeln in Europa.

Europa kann sicherlich mehr, aber schlichtweg nicht alles selbst regional und noch weniger national machen!

Diejenigen Volkswirtschaften mit den größten Außenhandels-Volumina, ausgedrückt in Exporten und Importen von Gütern und Dienstleistungen, haben im Rahmen von politisch gewollten Entkopplungsprozessen am meisten Wohlstand zu verlieren.

Hier stehen die EU und ihre Mitgliedsstaaten, allen voran Deutschland, aufgrund ihrer internationalen Verflechtungen bei den potenziellen Verlierern weit vorne.

Auf der Unternehmensseite wirken sich Protektionismus und Abschottungstendenzen einzelner Staaten und Regionen am stärksten negativ auf diejenigen wirtschaftlichen Akteure aus, die in global funktionierende Wertschöpfungsketten eingebunden sind.

Das sind eine Vielzahl von europäischen Unternehmen.

Handelsbarrieren, Ausgrenzen, Sanktionieren und das Einreißen von Brücken haben in der Weltgeschichte noch nie einen Mehrwert generiert!

Sanktionen sind hierbei wissenschaftlich gesehen und im Kontext zu den beabsichtigten Verhaltensänderungen politischer Akteure auch nur begrenzt wirksam. Bei Autokratien sind sie aus vielen Motiven zudem nicht effektiv.

Häufig zementieren sie die existierenden politischen Herrschaftssysteme im sanktionierten Land und führen keinen „Regime-Change“, also keinen Wandel in den Machtstrukturen herbei.

Als unstrittig zu erachten ist jedoch, dass weitreichend umgesetzte multinationale Sanktionen, die beispielsweise durch ein Mandat der Vereinten Nationen legitimiert sind, wesentlich wirksamer als nationale oder regionale Alleingänge sind.

Fehlt es an einer solchen globalen Legitimation, verlieren die Volkswirtschaften sanktionierender Staaten und Regionen gegenüber denjenigen nicht-sanktionierender Staaten und Regionen Marktanteile.

Die sanktionierenden Staaten und Regionen erleiden dann global betrachtet Wohlstandsverluste!

Dieser Effekt ist gerade bei der Umsetzung und Betrachtung der Wirksamkeit der Russland-Sanktionen weltweit zu beobachten.

So ist man im Rahmen der Abschlusserklärung der Staats- und Regierungschefs des jüngsten G20-Gipfels in Indonesien zwar einen Schritt weitergekommen, Russland diplomatisch und außenpolitisch zu isolieren, indem es in dem Papier heißt: „Die meisten Mitglieder verurteilten den russischen Krieg auf das Schärfste“.

Wer die verurteilenden Mitglieder der G20 sind, wird jedoch nicht aufgelistet und somit ist auch nicht klar, wer die nicht-verurteilenden Mitglieder sind.

Von einer außenwirtschaftlichen und geoökonomischen Isolation Russlands kann aber bei nüchterner Betrachtung der langen Liste an Ländern (wie zum Beispiel Argentinien, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Israel, Mexiko, Malaysia, Oman, Peru, Thailand, Türkei, Serbien, Saudi-Arabien, Südafrika, Uruguay, Vereinigte Arabische Emirate, Vietnam etc.), die noch immer keine wirtschaftlichen Sanktionen erlassen haben, keineswegs gesprochen werden.

Bank corporate finance building seen from below. The sign "bank" visible close. Sky reflecting in the glass facade. More Facade pictures below

Die sanktionierenden Staaten schaden sich am Ende vielleicht selbst mehr als politisch gewollt!

Die Politik muss zusammen mit ihren Bürgerinnen und Bürgern abwägen, welchen Preis ein Land für das Erlassen von Sanktionen gegenüber anderen Staaten bereit ist zu zahlen.

Die in Deutschland verabschiedeten Entlastungspakete I-III in Höhe von etwa 135 Milliarden Euro belasten den Staatshaushalt in den Jahren 2022-2024 sehr. In Summe sind das laut Ifo-Institut 3,8 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Jahres 2021.

Es widerspricht der Transparenz und Klarheit in der Sprache, dass beispielsweise in Deutschland 100 Milliarden Euro für die Aufrüstung der Bundeswehr als „Sondervermögen“ und nicht als „Sonderausgaben“ deklariert werden.

Nicht nur der Bundesrechnungshof moniert, dass die vorgesehene Finanzierung der 200 Milliarden Euro zur Deckelung der Energiepreise als „Abwehrschirm“ durch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds problematisch ist. Die Vorgehensweise würde die bereits bestehende Intransparenz des Bundeshaushaltsplans noch verstärken.

Manche bezeichnen die 200-Milliarden-Euro Kreditermächtigung eher als „Kriegsanleihe“.

Die Bürgerinnen und Bürger benötigen jedoch ein hohes Maß an Transparenz, sei es in Bezug auf ethisch-moralische Abwägungen und die sicherheits- und verteidigungspolitische Dimension oder sei es hinsichtlich der Auswirkungen auf den eigenen Job und das eigene Portemonnaie.

Denn eines ist sicher:

Das politische System eines jeden Landes oder einer Region ist nur so stabil wie die wirtschaftlichen Verhältnisse es zulassen!

Geht es mit der Wirtschaft über einen langen Zeitraum bergab, dann führen die einhergehenden Wohlstandsverluste und mangelnde positive Zukunftsaussichten potenziell zu sozialen Verwerfungen.

Der gesellschaftliche Zusammenhalt könnte ernsthaft gefährdet sein!

Dies zeigt sich in Europa bereits jetzt dadurch, dass nicht nur in Polen und Ungarn, sondern auch im Rahmen wichtiger Parlamentswahlen jüngst in Schweden und Italien rechtspopulistische Parteien an Zulauf gewinnen und die Zahl der Nichtwähler dramatisch gestiegen ist.

Bevor also die politische Elite Europas die Welt in „gut“ oder „böse“ einteilt, sollte sie verhindern, dass über Decoupling die wirtschaftliche Basis Europas zerstört wird und eklatante Wohlstandsverluste entstehen.

Die Politik sollte dafür sorgen, dass Europa sich am Ende nicht selbst, statt andere wirtschaftlich vom Rest der Welt entkoppelt.

Vogelperspektive auf Weltkugel mit Datenströmen

Eine Entkopplung könnte sogar im schlimmsten Fall das eigene „werteorientierte“ demokratische System ins Risiko stellen!

Damit dies nicht passiert, sollte die EU auf geostrategischer Basis Brücken bauen, anstelle sie einzureißen.

Auch die Bundesregierung sollte die derzeitigen Kooperationen mit einigen wichtigen Staaten und Regionen nicht immer nur über vorhandene Risiken definieren und lediglich negative Aspekte akzentuieren.

Sie sollte auch nicht die Personalstärke der Außenhandelskammern (AHK) in Partnerländern runterfahren und weniger Papiere entwickeln, die im Wesentlichen eine Abkehr der deutschen Wirtschaft von Partnerländern empfiehlt.

Ein solcher (un)partnerschaftlicher Umgang macht Europa nicht gerade attraktiver im „Buhlen“ um neue Allianzen.

Wir brauchen eine Positiv-Agenda. Denn die Welt wartet nicht auf Europa und deshalb kann das Credo nur sein:

Diversifizierung, ja! Entkopplung, nein!